Schon gesehen ?! Eine Filmrückschau!

Kreativitätsloch und Dreidimensionales – Die Filmevolution in den letzten zehn Jahren

Blickt der Kinogänger auf das vergangene Jahrzehnt zurück, durchströmen sein prall gefülltes Gedächtnis unzählige Filmplakate. Meist ziemlich bunte – denn der in den Neunzigern noch recht skeptisch beäugte Animationsfilm erlebte mit originellen Geschichten und innovativen Techniken, wie in dem niedlichen „Findet Nemo“ und garstig ironischen „Shrek“, seinen endgültigen Durchbruch. Nicht zuletzt, weil ausgereiftere Handlungen und teils kluger Humor endlich auch erwachsene und anspruchsvollere Zuschauer ins Kino lockten. Ähnlich farbenfroh bleiben die Bilder einiger Comicverfilmungen in Erinnerung, die sich spätestens nach „Spiderman“ zu beindruckenden Filmen mit Eventcharakter und somit relativ verlässlichen Goldeseln entwickelten. Da die Comiczeichner weiterhin fleißig sind, wird die Flut der mit Superkräften privilegierten Durchschnittsbürger auch in den nächsten Jahren nicht abnehmen. Und das ist auch gut so. Denn entgegen verschiedener hirnloser Actionstreifen steckt hinter den gezeichneten Helden eine ebenso tiefgreifende, wie tragische Geschichte, die den Zuschauer über das bloße Spezialeffektebestaunen hinaus beschäftigt und fordert. Als großartige Beispiele halten hier Christopher Nolans „Batman“– Reihe oder die philosophischen „Watchmen“ her.

Auch das neu belebte Fantasygenre, drängt sich bei einem Rückblick auf. Drei wundervolle Jahre beeindruckte die spektakuläre „Herr der Ringe“ – Trilogie und gab uns von 2001 bis 2003 jeden Dezember einen Grund, dem Winterwetter zu entfliehen. Die Reihe spielte in diesen Jahren mehr als drei Milliarden Dollar ein und wurde mit insgesamt 17 Oscars ausgezeichnet. Etwas kontroverser geht es beim ebenfalls enorm erfolgreichen „Harry Potter“ zu, dessen Bücher sicherlich mehr zu überzeugen wussten, als seine durchwachsenen Verfilmungen. Hollywoodtypische Trittbrettfahrer wie „Narnia“ oder „Duell der Magier“ blieben dagegen, sowohl filmisch als auch an der Kinokasse, weit hinter den Erwartungen zurück.
Ein verlässlicher Lichtblick war wie immer das Regiegenie Quentin Tarantino. Nach „Pulp Fiction“ in den Neunzigern gab er dem Cineasten hinreichend Gelegenheit, erwartungsfroh ins Kino zu strömen. Bei dem in filmischen Gesamtkunstwerk „Kill Bill“ Vol. 1&2 wurden dem Filmliebhaber vor Begeisterung nicht selten die Augen feucht. Nebenbei gab Tarantino mit „Grindehouse“ den Trashfans Grund zum Jubeln und schrieb mit „Inglourious Basterds“ die Geschichte des zweiten Weltkrieges um. Seine Filme bleiben hoffentlich auch in den nächsten Jahren eine Garantie für Qualität und Innovation.
Ein zwiespältiges Thema ist die weiterentwickelte 3D Technik, welche „Avatar“ zum erfolgreichsten Film aller Zeiten machte, inzwischen fast jeden Animationsfilm aufwertet und die Kinokarten verteuert. 3D gab der Filmindustrie, die sich in den vorangegangenen Jahren eher durch DVD – Käufe, als durch Kinokarten finanzierte, ein wenig Halt. Doch die Stabilität ist trügerisch. So sträubt sich Regisseur Christopher Nolan gegen den dreidimensionalen Hype und stattet selbst sein optisches Feuerwerk „Inception“ nicht mit der teuren und aufwendigen Technik aus. Er punktet stattdessen mit ausgeklügelten Geschichten und tollen Inszenierungen.
Stilistische Gegenteile bildeten Streifen, wie „Juno“, „Brick“, „Little Miss Sunshine“ und „Garden State“ – ihres Zeichens wichtige Vertreter des Independentfilms. Natürlich liegt die eher geringe Beachtung dieser hervorragenden Werke in der Natur des Genres, in dem übermäßiger finanzieller Erfolg gar nicht erwartet wird. Hier entstehen aus mühsam eingekauften und hart erarbeiteten Zutaten kleine Meisterwerke, die vor Ausdruckskraft und Atmosphäre strotzen. Attribute, welche die eisigen Hollywood Studios nicht bieten können.
Rückblickend ein Jahrzehnt reich an Höhepunkten. Höhepunkte aber, deren Kreativität oft nicht in den Köpfen der Regisseure und streikenden Drehbuchautoren wurzelte, sondern der Fantasie früher verhöhnter Comiczeichner und verstorbener oder lebender britischer Schriftsteller entstammte. Ein hässlicher Umstand, der durch unzählige Sequels/Prequels überschminkt wird. Der Ausblick auf das kommende Jahr bestätigt die Befürchtung – auf den Filmpostern fallen viele Zahlen oder Untertitel auf.

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