Das Freiwillige Soziale Jahr wird digital
Das Modellprojekt FSJ Digital soll neue Perspektiven bringen
Text: Anna Schröder (YouthPOOL) | Fotos: ©neverwantedtogetthis
Jedes Jahr starten ungefähr 50.000 junge Leute einen Freiwilligendienst. Viele Jugendliche nutzen ein Jahr lang die Möglichkeit, eigene Erfahrungen zu sammeln und ihre Stärken zu entdecken. Dabei gibt es verschiedene Ausrichtungen für ein freiwilliges Jahr: Es kann sozial, politisch, ökologisch oder kulturell ausgerichtet sein. Immer mehr nutzen diese Möglichkeit, bevor sie studieren oder eine Ausbildung machen.
Gerade wird in der Großen Koalition überlegt, ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) Digital einzuführen. Das digitale Jahr steht fest im Koalitionsvertrag unter „Digitale Bildung und Forschung“ und wurde von der SPD-Fraktion eingebracht. Die Freiwilligen würden sich während ihres FSJs mehr mit Computern und Informationstechnik beschäftigen. Mögliche Aufgaben könnten dann sein, Senior*innen im Altenheim zu erklären, wie man mit den Enkeln in einer anderen Stadt skypet. Oder im Kindergarten zu zeigen, wie Kinder sicher auf Facebook unterwegs sind. Wer programmieren kann oder sich mit Blogging-Software auskennt, zieht eine neue Vereinswebsite hoch oder bastelt eine App für eine Kunstausstellung.
Die Idee stammt übrigens von dem SPD-nahen Netzverein D64 und entstand bereits vor drei Jahren während einer Zugfahrt. Der Co-Vorsitzende und Miterfinder Nico Lumma erklärte, dass das neue FSJ Digital sowohl den Jugendlichen als auch Vereinen und Verbänden zugute käme. Die eine Seite könnte durch das Netzjahr viel lernen und der anderen Seite würde es gut tun, durch einen jungen Menschen frischen Wind in den Laden zu bekommen. Bei vielen Trägereinrichtungen würde der digitale Bereich völlig brachliegen. Er hoffe auf spannende Projekte, bei denen die FSJler*innen mehr seien als die Erklärbären für Internet und Technik.
Unsere Generation wird oft als “Digital Natives” bezeichnet: Aber auch die jungen Leute können nicht nur aufklären, sondern auch durch das Jahr etwas dazulernen. Schließlich kennt sich auch ein*e Facebook-Suchtie*ne nicht automatisch supergut mit dem Aufbau einer Vereinswebsite aus.
Dieses Jahr gab es noch keine Angebote für ein FSJ Digital. Das SPD-geführte Familienministerium sollte das Modellprojekt planen, aber momentan gibt noch keine konkreten Informationen, wann die ersten FSJler*innen mit ihrem Netzjahr loslegen können und wie viele es sein werden.
Jedenfalls könnte das FSJ Digital eine gute Ergänzung zu den bisherigen Möglichkeiten sein und den mittlerweile 50 Jahre alten Freiwilligendienst einen frischen und modernen Anstrich geben. Das Netzjahr könnte erreichen, was die Politik bis jetzt nicht geschafft hat: nämlich eine breitere Weiterbildung zu den Themen Internet, Informationstechnik und Datenschutz über die Generationen hinweg.
:: Mehr Infos für Interessierte – http://www.fsj-digital.de/
Der weiterführende Link ist leider irreführend, da der Verein, der hinter der Seite steckt, leider nichts mit dem FSJ-digital zutun hat. In Deutschland sind es zwei Träger, die das FSJ digital derzeit als Modellprojekt betreiben:
das DRK in Sachsen Anhalt: http://www.drk-freiwilligendienste.de/fsjdigital
und
das Kulturbüro Rheinland-Pfalz: http://www.fsjdigital-rlp.de
Hier findet man alle wichtigen und richtigen Informationen.
Liebes Team vom Kulturbüro Rheinland-Pfalz,
danke für den Hinweis und die richtigen Links!
Liebe Grüße nach Rheinland-Pfalz Euer Youngspeech-Redaktionsteam