Das große Vergessen – Die Angst vor Demenz

Einen Namen vergessen, die Brille verlegen oder im Gespräch den Faden verlieren – im Alltag lässt das Denkorgan junge wie alte Menschen des Öfteren im Stich. Doch vor kaum einer Krankheit haben Gesunde so viel Angst wie vor Demenz.

DemenzkrankheitText: Andreas Lilienthal | Fotos: picjumbo.com

Dabei sei das „große Vergessen“ ein natürlicher Teil des Alterns. In Deutschland sind etwa 1,5 Millionen Menschen von einer Demenzerkrankung betroffen. Doch hinter nachlassendem Denkvermögen können auch andere Ursachen stecken. Wir haben zum Thema mit Allgemeinmediziner Dr. Florian Kastl unterhalten.

Was sind die ersten Zeichen dafür, dass jemand an einer Demenzkrankheit leidet?
Demenzkrankheiten beginnen meistens mit Merkfähigkeits- und Gedächtnisstörungen. Sie können sich zum Beispiel darin äußern, dass jemand wiederholt auf dem Parkplatz sein Auto nicht findet oder immer wieder wichtige Dinge wie den Haustürschlüssel verlegt. Betroffenen Menschen fällt es außerdem schwerer als zuvor, Neues zu lernen. Häufig haben sie auch auf einmal Schwierigkeiten, eigentlich banale Gegenstände wie einen Schlüssel überhaupt zu benennen. Zusätzlich sind viele Betroffene reizbarer und weniger belastbar als zuvor.

Das sind sehr allgemeine Symptome, die wahrscheinlich auf jeden einmal zutreffen könnten. Da könnte man ja leicht in Panik verfallen und glauben man leide unter Demenz.
Es geht hierbei nicht um einmalige Zustände. Nicht nur der aktuelle Zustand ist wichtig, sondern auch der Vergleich mit der Vergangenheit. Ich rate von sogenannten Selbsttests dringend ab.

Jeder dritte Deutsche kämpft bei der Arbeit regelmäßig mit Konzentrations- oder Gedächtnisproblemen. Muss man sich deshalb sorgen?
Der Begriff Konzentrationsprobleme ist eher schwammig. Mit Konzentration ist gemeint, dass man seine geistige Aufmerksamkeit für eine längere Zeit auf eine Sache oder Tätigkeit richtet. Eine Schwäche besteht, wenn einem das nur mit großer Anstrengung oder nur sehr kurz gelingt. Das hängt oft von der Tagesform ab und durchläuft während eines Tages Hochs und Tiefs. Unkonzentrierte Phasen sind normal! Halten die Probleme aber über Wochen an, sollte man nach den Ursachen forschen.

Was können Ursachen für Konzentrationsprobleme sein?
Aufmerksamkeits- und Konzentrationsprobleme können Symptome aller möglichen Beschwerden und Umstände sein. Es muss sich dabei nicht um eine Krankheit handeln. So sinkt bei jedem körperlichen Schwächezustand die geistige Leistungsfähigkeit. Konzentrationsstörungen ¬treten zudem bei allen psychischen Krankheiten auf, bei Depressionen, Suchterkrankungen, Angststörungen.

Wie viel Schusseligkeit ist normal?
Erwiesenermaßen lassen manche Gehirnfunktionen bereits ab Mitte oder Ende zwanzig nach doch eine einfache Antwort gibt es für die Frage nicht. Einzelne Aussetzer sind dabei kein aussagekräftiges Symptom. Wenn Sie sich hingegen nicht an komplexe Dinge erinnern wie zum Beispiel, dass Sie gestern auf einer Geburtstagsfeier waren, ist das eher ein Warnzeichen. Blackouts aufgrund übermäßigen Alkoholkonsums natürlich ausgenommen.

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie hat bekannt gegeben, dass junge Menschen mit wenig Schlaf einem höheren Risiko von späteren Demenzerkrankungen ausgesetzt sind. Wie ist das zu erklären?
Es gibt durchaus Zusammenhänge von Tiefschlafdauer und Gedächtnis. Neueste Studien zeigen, dass vor allem die Länge des Tiefschlafs ein entscheidendes Kriterium ist. Schlaf trägt dazu bei, dass sich Wissen langfristig verfestigt. Junge Erwachsene zwischen 16 und 25 Jahren verbringen noch 19 Prozent ihrer Schlafzeit im Tiefschlaf. Im Alter zwischen 36 und 50 Jahren sinkt dieser Anteil auf drei Prozent.

Wir bedanken uns bei Dr. Florian Kastl für das Interview

 

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Einen Namen vergessen, die Brille verlegen oder im Gespräch den Faden verlieren – im Alltag lässt das Denkorgan junge wie alte Menschen des Öfteren im Stich. Doch vor kaum einer Krankheit haben Gesunde so viel Angst wie vor Demenz.
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