Hochschulen als Einheitsmotor?

Junge Menschen in Ost- und Westdeutschland verbindet wahrlich mehr, als sie trennt – dies zeigt nicht zuletzt eine aktuelle Umfrage unter 16- bis 29-Jährigen im Auftrag der länderübergreifenden Hochschulmarketingkampagne den sogenannten neuen Bundesländern.

Studieren in FernostText: Andreas Lilienthal | Fotos: Studieren in Fernost

Die Frage war: Wie nehmen 16- bis 29-jährige im Osten der Republik ihre Altersgenossen im Westen wahr und umgekehrt? Was verbindet und was trennt die „Generation Einheit“? Eine bereits im Oktober 2014 veröffentlichte Forsa-Umfrage im Auftrag der länderübergreifenden Hochschulmarketingkampagne „Mein Campus von Studieren in Fernost“ macht es deutlich: Junge Menschen unterscheiden kaum noch zwischen Ost und West und sehen eher Gemeinsamkeiten als Unterschiede. 57 Prozent der rund tausend Befragten im Alter von 16 bis 29 Jahren sind dieser Meinung – in der Gruppe der 16- bis 19-Jährigen sind es sogar 65 Prozent. Der Ost-West-Unterschied ist in der Wahrnehmung der „Generation Einheit“ zu den üblichen regionalen Differenzen geschrumpft: Für mehr als die Hälfte der Befragten unterscheiden sich Nord- und Süddeutsche stärker voneinander als Ost- und Westdeutsche. Ein durchaus positiver Trend!

Die Umfrage zeigt auch, dass 48 Prozent der befragten Westdeutschen ihr Bild vom Osten durch die Medien erhalten. Die Hochschulmarketingkampagne der ostdeutschen Länder engagiert sich seit 2008 dafür, westdeutsche Studieninteressierte über die Vorzüge eines Studiums an einer ostdeutschen Hochschule zu informieren – zum Beispiel die gute Ausstattung der Hochschulen sowie die vergleichsweise niedrigen Lebenshaltungskosten. „Gerade der Bildungsbereich ist ein Motor der Einheit und hilft dabei, Mauern in den Köpfen zu überwinden“, sagt Marco Tullner, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt und Koordinator der Kampagne.

Doch leider wird die Kampagne bei vielen auch falsch verstanden. Immer wieder wurden Stimmen laut, dass besonders durch solche Kampagnen und Umfragen eine zwanghafte Wahrnehmung von sogenannten Ost-West-Klischees befeuert wird. Warum die ostdeutschen Studienstandorte vordergründig für ihre niedrigen Lebensunterhaltungskosten loben, anstatt das außerordentliche Renommee von Kompetenzzentren zu betonen?

Zwar geben die Zahlen der Kampagne ihre Daseinsberechtigung, denn im aktuell angelaufenen Wintersemester 2014/2015 stammen durchschnittlich 35 Prozent der an diesen Hochschulen eingeschriebenen Studierenden aus Westdeutschland. Im Wintersemester 2008/2009, dem Start der Hochschulmarketingkampagne, lag die „West-Quote“ hier lediglich bei durchschnittlich 22 Prozent.

Damit hat sich der Anteil der Studierenden, die in Westdeutschland ihre Hochschulzugangsberechtigung erworben haben, in den vergangenen sechs Jahren um 62 Prozent erhöht. Doch auch hierzulande sollte man sich keineswegs unter Wert verkaufen und die aktuelle Bildungs- und Spardebatte wird diese Statistik in den kommenden Semestern keineswegs helfen. In diesem Jahr läuft die Kampagne übrigens aus. Danach wird sich zeigen, welchen Stellenwert die ostdeutschen Studienstandorte wirklich haben und wie nachhaltig solch eine Kampagne sein kann. Wir sind auf jeden Fall gespannt.

 


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