Ich bin stolz Magdeburger zu sein! – Interview mit Rene Lehmann

Magdeburg: eine Stadt mit tausend Gesichtern. Für die einen ist sie eine pulsierende Studentenstadt, die niemals schläft mit einer lebendigen Kunst- und Kulturszene, die sich vor Leipzig oder Berlin keinesfalls verstecken muss. Für die anderen ist Magdeburg ein tristes Überbleibsel des einst so hochgelobten sozialistischen Städtebaus, deren Einwohner sich schon längst mit den herabwürdigenden Klischees des „typischen Magdeburgers“ arrangiert haben.

René LehmannText: Andreas Lilienthal | Foto: privat

Uns interessiert, wie Ihr Eure Stadt seht und warum Magdeburg mehr ist als eine mittlere Großstadt im Osten der Republik. Dafür haben wir uns dem Magdeburger René Lehmann getroffen und mit ihm über seine geliebte Heimatstadt gesprochen.

Welche Gedanken oder Gefühle kommen dir, wenn du an deine Heimat denkst?
Insbesondere beschäftigt mich das Ansehen meiner Stadt nach außen. Gerade Leute von außerhalb verbinden Magdeburg mit den „typischen“ MagdeburgerInnen, die leider manchmal dem von RTL geprägten Bild vom Assi-Ossi absolut gerecht werden. Doch die Stadt und ihre Einwohner haben deutlich mehr zu bieten. Ich bin hier umgeben von lauter Menschen die mit so viel Kreativität und Hingabe für unterschiedlichste Projekte leben, dass es mir schwerfällt zu akzeptieren, dass ‚wir alle‘ nur Neonfarben- oder Trainingsanzugtragende Nichtskönner sein sollen. Ich hoffe jedoch sehr, dass es in naher Zukunft, gerade aufgrund der vielseitigen Kultur- und Kunstszene und dem großen Engagements für Flüchtlinge und Einwanderer, mehr Menschen geben wird, die sagen können: „Ich bin stolz Magdeburger zu sein!“

Was fällt dir ein, wenn ich dich nach etwas »Typischem« aus Magdeburg fragen würde?
Typisch Magdeburg ist der „Hassel“. Hier kommt die Ambivalenz Magdeburgs, die mich besonders an dieser Stadt reizt, am eindrucksvollsten zur Geltung. Einerseits will Magdeburg eine der tragenden Szenehauptstädte in der Region sein und sich mit Berlin und Leipzig vergleichen, aber andererseits wird Livemusik verbannt und man darf nur bis 1 Uhr nachts auf der Straße trinken. Passt irgendwie nicht zusammen oder?

Was ist dein Lieblingsplatz in Magdeburg?
Einen Lieblingsplatz habe ich eigentlich nicht. Aber zu den Orten an denen ich gern bin, gehört sicherlich der Hassel. Hier kann ich mit Freunden das ein oder andere Bier trinken und vielleicht nebenher noch ein Fußballspiel gucken. Ebenso gehören die vielen Parks und Spielplätze der Stadt dazu, die ich mit meiner Ziehtochter Mia erkunden kann.

Was macht für Dich das Magdeburger Studentenleben aus?
Preiswertes, aber gutes Wohnen und Feiern würd‘ ich sagen.

Der Spagat zwischen Uni und Musikproduktion mit Screw FM ist sicherlich nicht leicht? Wie händelst du das?
Jeden Morgen gut dehnen! Nein, Quatsch beiseite. Es ist natürlich nicht einfach, aber ich bin schon seit einiger Zeit Student und da weiß ich nun mittlerweile worauf es ankommt und wo man seinen Fokus setzen muss. Die Band ist für mich der Ort an dem ich abschalten kann vom Alltag. Daher bin ich eigentlich generell ziemlich relaxed. Sicherlich waren die letzten Monate kurz vor und seit unserem Albumrelease aufregend und natürlich hat es die Gedanken und die Kraft schon sehr auf die Band gelenkt, aber das war und ist es auch wert.

Was war ausschlaggebend für Deine Entscheidung in deiner Heimatstadt zu studieren?
Sicherlich vorrangig das liebe Geld. Wie gesagt kann man in Magdeburg recht preiswert aber ausgelassen leben. Zudem hatte ich die Möglichkeit relativ zeitnah nach Studienbeginn eine HiWi-Stelle anzutreten.

 


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