Krautreporter – ein erster Eindruck

Egal, ob New York Times, Spiegel oder die Zeitschriften des Hamburger Verlags Gruner + Jahr, überall werden im Zuge von sogenannten Neustrukturierungen Redakteure entlassen. Erst kürzlich hat G+J angekündigt, aufgrund des Sparkurses alle schreibenden Redakteure des Frauenmagazins Brigitte zu entlassen. Der NDR titelte darauf hin: „G+J – das Haus ohne Schreiber“.

KrautreporterText: Andreas Lilienthal | Illustration/Grafiken: Krautreporter

Der Abwärtstrend für die Zukunftsaussichten des Journalismus scheint vorbestimmt. Man könnte jetzt bös’ behaupten, der Letzte macht das Licht aus. Doch so negativ sehen wir das noch lange nicht – im Gegenteil. Wir stimmen dem Zeitungswissenschaftler und Autor Philipp Meyer vollkommen zu, wenn er sagt: „Die Umstrukturierung im Journalismus kann eine phantastische Chance sein. Doch bitte keine weiteren Kosteneinsparungen, sondern lieber eine gewaltige Qualitätssteigerung.“

Qualität im Journalismus ist jedoch so eine Sache. Tausende Blogger zeigen jeden Tag, dass es sicherlich möglich ist, ohne großen finanzstarken Rückhalt massenhaft Inhalte zu publizieren. Sie zeigen aber auch, wo die Grenze des ganzen Bürgerjournalismus liegt: Spätestens, wenn es darum geht, Dinge investigativ vor Ort zu recherchieren, spürt die Redakteur schnell die Abhängigkeit vom Geld. Doch bleibt die schreibende Zunft trotz Fremdfinanzierung dann noch unabhängig?

Die Krautreporter wollten genau das erreichen, als sie Anfang des Jahres mit ihrem bisher einzigartigen Konzept online gingen. In einer spektakulären Crowdfunding-Aktion brachte das Team tatsächlich eine Anschubfinanzierung von gut einer Million Euro zusammen, um seine Arbeit über das erste Jahr zu finanzieren.

Doch was haben sie bisher erreicht? Konnten sie sich behaupten in der maßlos überfüllten Welt des Onlinejournalismus? Und wahrhaftig, ich habe das Projekt Woche für Woche verfolgt: aufwendige Reportagen, wie sie sich jeder Leser wünscht und jeder Journalist gern selbst einmal schreiben möchte. Ein breites Spektrum an Themen, egal ob Sicherheitspolitik, Ebola, gesellschaftliche Trends, Ökonomie und Öffentlichkeit. Krautreporter fördert auf jeden Fall die Vielfalt und vielleicht sogar die neu gewonnene Neutralität im Journalismus.
 

 


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