Golfen gegen die Natur

Im März stimmte der Stadtrat nach jahrelangem Ringen dem Bau des Golfplatzes am Hufeisensee zu.

GolfText: Stefanie (YouthPOOL) | Fotos: Wojciech Kulicki, Stadt Halle (Saale), Jwaller

Im August 2016 soll dieser zunächst mit 18 Löchern öffnen; sowie eine 9-Loch-Kurzbahnanlage, Plätze für Minigolf und auch Fußballgolf, was nach denselben Regeln wie Golf gespielt wird nur mit größeren Löchern, sollen gebaut werden. Doch damit soll es nicht enden. Denn bei positiver Entwicklung der Mitgliederzahlen des Golfvereins plant der Investor Nobert Labuschke eine Erweiterung auf 27 Löcher mit einem 100-Betten-Golfhotel, welchem der Stadtrat am 25. März 2015 ebenfalls zustimmte.

Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder (AHA) kommentierte, dass dieser Beschluss die Abwägung aller Bedürfnisse behindere, lobbyistisch die Einzelinteressen der Familie Labuschke und ihrer Unternehmung bediene und somit dem Gesamtinteresse der Stadt Halle (Saale) entgegenstehe. Daher fordert der AHA das Land Sachsen-Anhalt und das zu ihr gehörende Landesverwaltungsamt auf, diesen Beschluss aufzuheben, um den Weg zu einer Planung unter Berücksichtigung aller Notwendigkeiten und Bedürfnisse zu eröffnen.

Dem lässt sich nur zustimmen, denn neben den Folgen für die Bevölkerung spielen auch die der Umwelt eine große Rolle. Bei Golfplätzen sind praktisch alle Umweltbereiche (Natur- und Landschaftsschutz, Wasser, Boden, Luft und so weiter) betroffen und bei unsorgfältiger Planung eines solch großen Bauvorhabens besteht ein großes Potenzial für Umweltbelastungen.

Umweltverträglichkeit

Der Ersatz des naturnahen Pflanzenreiches durch Rasen und die Beseitigung (Rodung) von Bäumen und Sträuchern führen zu der Zerstörung von Lebensräumen und den Verlust von strukturbildenden Elementen wie Bäumen und Sträuchern. Der Pflanzenwuchs wird zerstört und voneinander abhängige Lebensräume werden zerschnitten. Flora und Fauna werden durch das Eindringen in die naturnah belassenen Bereiche – den ökologischen Ruhezonen – auch außerhalb der Spielbahnen stark beeinträchtigt. Gerade die biologische Vielfalt hat zu leiden, wenn die unbehandelt wachsenden Pflanzen vom Golfrasen ersetzt werden.

Zudem wird zur Pflege eines Golfrasens Dünger, Pflanzenschutzmittel und eine breite Palette von anderen Chemikalien wie Färbemittel und Bodenhärter ausgetragen, welche in das Oberflächengewässer dringen und so den natürlichen Nährstoffhaushalt schädigen. Bei intensiv gedüngten Flächen können die Nitrate und Pestizide bei Auswaschung mit dem Sickerwasser sogar das Grundwasser belasten. Die mechanischen Pflegearbeiten mit schweren Maschinen führen zu endgültigen Bodenverdichtungen, welche die Wasserleitfähigkeit, die Belüftung und die Durchwurzelbarkeit des Bodens negativ beeinträchtigen. Ebenso führt die Verkehrszunahme im Bereich eines neuen Golfplatzes zu Luftverunreinigungen durch Schadstoffe, welche auch der Bevölkerung weiträumig schaden werden.

Sozialverträglichkeit – Gefahr durch Privatisierung

Ein Golfplatz kann in der Regel bei geeigneter Standortwahl und entsprechenden Maßnahmen zum Schutz der Umwelt als umweltverträglich bezeichnet werden. Die «Sozialverträglichkeit» ist damit aber noch keinesfalls gegeben. Denn die Befürchtungen bleiben, dass der Hufeisensee und seine Umgebung als zuvor öffentlich zugänglicher Landschaftsraum privatisiert werden. Auch wenn Labuschke sagt, der Rundweg werde frei zugänglich sein und der öffentliche Badestrand mit Maschinen gestaltet werden (MZ-Interview vom 4. April 2015). Doch wo bleibt das natürliche Badeerlebnis dabei?

Der Bau des Golfplatzes verdrängt einen Ort zur Erholung und führt so auch zu einer stärkeren Nutzung auf den verbleibenden Restflächen. Diese verlieren ebenso an Wert, wenn die Zu- und Wegfahrten zum Golfplatz eine Zunahme des Straßenverkehrs und damit Lärm erzeugen.

Da stellt sich die Frage, ob ein Golfplatz zwingend notwendig ist und ob der Bau des Golfplatzes die ökologischen Schäden und sozialen Nachteile überhaupt wert ist? Schlussendlich lässt sich nur noch hoffen, da der Stadtrat dem Bau und den möglichen Folgen seine Zustimmung bereits gegeben hat, dass die Projektierung durch geeignete Fachleute verläuft und so größtmöglicher Schaden verhindert wird.

:: Den Bebauungsplan für den Hufeisensee kannst du dir hier in voller Größe anschauen.

 


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