Résumé: Bildungstreik 2009 Magdeburg

Ein kritischer humoristischer Blick auf Geschehenes!

Diesem Artikel möchte bzw. muss ich einige Worte voranstellen. Es ist ein Versuch, den Bildungstreik 2009 und 2010 in Magdeburg durch eine subjektive und humoristische Brille zu betrachten. Leider entsprechen viele angesprochenen Dinge der Wirklichkeit, andere sind natürlich extrem überspitzt. Die Glosse entstand unter dem Einwirken von mehreren Erfahrungsberichten von Studenten, die fernab der FGSE studieren und den Bildungsstreik leider kaum wahrnahmen, obwohl die Organisatoren sich wahrlich ins Zeug legten. Vielleicht regt dieser provokante Atikel eine Diskussion für ein konstruktives Miteinander für die Interessen der Studenten an.

„Bei den Banken seid ihr fix, für die Bildung tut ihr nix“, so war es auf einem Demonstrationsplakat am 17. Juni 2009 in Hamburg zu lesen. 11.800 Studenten beteiligten sich an jenem Tag an diesem Bildungsstreik in der Nordmetropole. Für jeden Bürger der Bundesrepublik waren die Protestrufe im Juni 2009 kaum zu überhören. Auch in unserer Hauptstadt gingen 12.000 Studenten protestierend durch die Straßen und skandierten: „Bildung krepiert, wenn Dummheit regiert!“. Ein Protest von jungen Menschen, den man ihnen gar nicht zugetraut hatte, denn die aktuelle Studentengeneration wurde schon als die unpolitischste seit dem Zweiten Weltkrieg bezeichnet. Aber den Magdeburger Studenten schien die radikale Umstellung von Diplom auf Bachelor und die durchaus einschneidenden Kürzungen im Bildungsetat wenig zu stören. Denn aus der sachsen-anhaltischen Landeshauptstadt hörte man kaum impulsive Proteststimmen. Hatte man sich etwa schon damit arrangiert? Oder waren die Studenten aus Magdeburg vielleicht einfach nur zu müde? Immerhin kommen sie ja aus dem Land der Frühaufsteher und steigen bekanntermaßen ganze 9 min früher aus dem Bett als der durchschnittliche Bundesbürger. Doch bei der zweiten landesweiten Streikwelle im November war es so weit. Nun wollten auch die Magdeburger Studenten ihrem Unmut freien Lauf lassen und auf die Straße gehen. Bundesweit radikalisierten sich die Proteste mit zunehmenden Hörsaalbesetzungen und aggressiverem Grundtenor. An der Otto-von-Guericke Universität ließ man es im Vergleich dazu eher ruhig angehen. Wir, die uni.versum wollten live dabei sein, wenn tausende Studenten dem hiesigen Kultusministerium Feuer unter Hintern machen. Doch es viel uns regelrecht schwer einen kleinen Protestzug ja eher –zügchen von gerade mal 30 bis 100 Studenten als Magdeburger Bildungsstreik zu bezeichnen. Die Bildungsstreikwoche in Magdeburg begann mit der komplizierten Frage des Stura, ob man sich mit seinen Studenten solidarisieren solle? Zur Überraschung aller solidarisierte man sich mit dem bundesweiten und sogar mit dem österreichischen Bildungsstreik aber nicht dem eigenen. Was speziell mir die Erkenntnis brachte, wenn du etwas bewegen willst, dann halte dich vom Stura fern. Die wahre Streikwoche begann mit einer Podiumsdiskussion mit dem Thema „Bildungs(miss)stand in Sachsen- Anhalt“, welche wiederrum nur von wenigen Studenten angenommen wurde. Die als Flashmob geplante Demo am zweiten Tag fand schon mehr Anhänger. Abgerundet wurde das ganze Wochenprogramm von weiteren Diskussionsrunden und Workshops zum Thema Bildungsstreik. Die Organisatoren des ersten Bildungsstreikes in Magdeburg gaben sich wahrlich alle Mühe, doch der entscheidende Funke wollte einfach nicht auf die Studenten überspringen. Vielleicht waren die Studenten selbst zu beschäftigt, zum Beispiel mit dem Erarbeiten eines schnöden, stupiden Stundenprotokolls damit sie die nächsten 2 Creditpoints für das Erreichen ihres Bachelors erhaschen können oder sie saßen gerade in einem Seminar oder Vorlesung in denen man ja nur 2 mal fehlen darf, sonst wird man herausgestrichen und muss im nächsten Semester nochmal antreten desweiteren sichert man sich so nur den Zorn des Dozenten, der einen in diesem Fall auch im nächsten Semester in seinem ohnehin schon überfüllten Seminar beherbergen muss, da man ja unbedingt die Punkte braucht. Ist es nicht toll dieses Bachelorsystem?

Im Dezember 2009 dann endlich der erhoffte Zuspruch. Ca. 1.700 Studierende zogen am 10. Dezember 2009 mit Bannern, Plakaten und Megaphonen in bester 68er Manier Richtung Landtag. Unter dem Motto „Hundert plus X – drunter geht nix!“ unterstrich man die Proteste gegen die geplanten Einschnitte in die Hochschulhaushalte sowie die Verschulung des Studiums infolge des Bologna- Prozesses. Nun hatte man auch endlich mit dem Studentenwerk studentische Institutionen hinter sich, welche sich selbst in den letzten Jahren mit rückläufigen Landeszuschüssen konfrontiert sahen. Das Jahr 2010 sollte voll und ganz im Zeichen von „studentischen Revolten“ stehen. Auch in Magdeburg hatte man sich viel vorgenommen. Auch die Politik wollte sachgerecht reagieren auf die Ereignisse des vorangegangen Jahres. Es folgte eine ausgedehnte Reform des Bachelor- Systems, welche sich jedoch nicht sonderlich bemerkbar machten. Es waren nicht mehr als bloße Schönheitskorrekturen. Doch diese nüchterne Erkenntnis brachte dem bundesweiten sowie dem Magdeburger Bildungsstreik keinen weiteren Auftrieb. Die Wochen des „wild entschlossenen Streiks“ waren Vergangenheit. Vereinzelt kann man, jedoch nur, wenn man danach sucht noch vereinsamte Bildungsstreik Aufkleber in den Toilettenräumen der Universität oder versteckt unter anderen Plakaten an den zahllosen Pinnwänden finden. Die meisten Studenten rennen wieder desillusioniert und getrieben von Credit- Points durch die langen Gänge der Universität mit der Hoffnung einen Sitzplatz in der nächsten überfüllten Vorlesung zu finden.

 

Text:  Andreas Lilienthal

 


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