So individuell sind wir doch alle gar nicht

 

Die ewige Diskussion über den Mainstream – rechtens oder völliger Schwachsinn???

Mainstream. Ein Wort? Eine Hingebung? Ein Kult? Ein Geschmack? Eine Einstellung?

Jedenfalls schafft es dieses inzwischen in unserer Muttersprache fest verankerte Wort laufend für Diskussionsstoff zu sorgen. Im Allgemeinen wird damit immer eine eher negative Grundeinstellung verbunden, da unsere Gesellschaft uns stets zu vermitteln versucht, ein Höchstmaß an Individualität zu verkörpern. Der Mainstream ist also eigentlich total abgesagt… jedoch allgegenwärtig!

In der Musikindustrie können wir getrost davon ausgehen, dass die Top 50 der Charts in den Mainstream einzuordnen sind. Ob das von den jeweiligen Künstlern nun gewollt ist oder nicht. Sei dahingestellt. Einerseits ergötzen sich verschiedenste Interpreten daran, etwas Besonderes darzustellen und bei Festivals maximal auf der „Alternal Stage“ zu musizieren, andererseits verdienen sie damit im Optimalfalle auch ihren Unterhalt.
Bei Wikipedia ist unter dem Begriff „Mainstream“ (englisch, wörtlich: „Hauptstrom“) zu lesen, er sei eventuell eine Mitursache für sinkende Umsatzzahlen der Musikindustrie.

Fassen wir dies doch einmal kurz zusammen: Wenn ich also bis zum Frühjahr 2006 liebend gern die „Sportfreunde Stiller“ gehört habe, konnte ich mich demnach damit brüsten, nicht dem Mainstream verfallen zu sein. Diese Gruppe war zwar durchaus schon zu diesem Zeitpunkt bekannt, jedoch sollte der deutschlandweite große Durchbruch erst noch folgen. Im Rahmen der Fußballweltmeisterschaft im eigenen Land veröffentlichten die 3 Münchner ihren Hit „54, 74, 90, 2006“ und jeder sang mit. Die spätere Anpassung an die WM 2010 in Südafrika wird an dieser Stelle wohlwollend vernachlässigt. Und auf einmal konnten selbst Großmütter alternative Liedtexte mitträllern… Was nun???

Durfte ich als Individueller mir jetzt das nächste Album meiner Lieblingsband nicht mehr kaufen oder sollte ich mich einfach kampflos damit abfinden, dass auch ich jetzt Mainstream-Musik höre? Wirkt sich das ganze jetzt auch rückwirkend auf die alten Platten aus? Wie werde ich schnellstmöglich wieder cool? Schaden die „Sportis“ jetzt etwa der Musikindustrie?

Bei einer minimalst ausgeführten Überlegung stellt man an dieser Stelle schnell fest, dass fast alle genannten Alternativen albern wirken. Ich kann doch meinen Geschmack getrost mit anderen teilen. Was genau soll mich eigentlich daran stören, nicht einer von wenigen zu sein, die Text und Musik als super und ansprechend empfinden? Ist es nicht vielmehr so, dass alles, was der breiten Masse zusagt, irgendwann durch entsprechenden Erfolg belohnt wird? Es gibt viele Beispiele aus verschiedensten Richtungen. Wer hätte zum Beispiel noch vor 10 Jahren an Erfolge von „Lordi“, „Lady Gaga“ oder gar den „Randfichten“ geglaubt? Die Leute fanden dennoch Gefallen daran, die Platten wurden demzufolge nach noch mehr gekauft und die Interpreten rutschten in den Charts Woche für Woche nach oben. Ob und wie lang dieser Trend jedoch anhält, liegt nun wiederum an den entsprechenden Acts selbst.

Selbstverständlich kann man jetzt zur Verdeutlichung noch einige andere Beispiele heranziehen, wie etwa die „Blue Man Group“, verschiedene Filme oder auch die Ausstellung „Körperwelten“. Jedoch kommt man irgendwann immer wieder auf den einen Entschluss: Was Erfolg hat, wird präsent und landet trotz rekordverdächtiger Erfolge in der vermeintlich „bösen“ Mainstream-Kategorie. Daran wird sich jeder Künstler mit dem Bestreben nach Erfolg stets messen müssen und darum ist unsere Kultur auch so lebhaft und bunt – weil sich immer wieder Menschen und Gruppen neu erfinden (müssen) .

 

Text:  Sebastian Sobe
Bild:  http://eisen.huettenstadt.de/uploads/ben/mainstream.jpg


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