Es läuft doch nur noch Mist im Fernsehen
Vor einigen Wochen erregte die Aussage einer großen deutschen Bühnenlegende hitzig die Gemüter. Wolfgang Völz kritisierte harsch die aktuellen Fernsehproduktionen und sagte, dass einzig die Wiederholungen seiner Science-Fiction-Kultserie „Raumpatrouille Orion“ noch annehmbar sei. Den Rest würde er am liebsten auf den Mond schießen: „Das ganze Zeug kann ich nur schwer ertragen.“
Text: Andreas Lilienthal
„Was heute an Filmen produziert wird, ist schlecht und billig.“ Mit diesen Worten begann Völz seinen Rundumschlag gegen die momentane Fernsehindustrie. Er wolle mit dem Filmbusiness heute nichts mehr zu tun haben. Nach über 600 Film- und TV-Produktionen hat der mittlerweile 83-jährige mit der Fernsehwelt abgeschlossen. Grund genug für uns, die Karriere des beliebten Volksschauspielers ein wenig näher zu betrachten. Durch einen glücklichen Umstand kamen wir bereits vor ungefähr zwei Jahren in den Genuss mit Völz ein wenig über sein bewegtes Leben und seine heutigen Vorlieben zu sprechen. Nachfolgend bekommt ihr nun einen kleinen Vorgeschmack – der gesamte Artikel wird in der kommenden Printausgabe des Youngspeech Magazins zu lesen sein.
Jedes Kind in Deutschland kennt die Figur des Käpt‘n Blaubär. Schon seit Ende der achtziger Jahre leiht der Volksschauspieler Wolfgang Völz dem grummeligen Seebär seine markante Stimme. Wolfgang Völz! Der Name ist nicht nur den älteren Fernsehzuschauern ein Begriff. Völz – das ist ein bewegender und erfolgreicher Lebenslauf, eine Lebensgeschichte die erzählt werden muss.
Schon als kleines Kind stand er auf der Bühne und wusste schon damals was ihn antrieb. „Das Geld natürlich. Das Erste was ich gefragt habe als Vierjähriger im Theater von Zoppot: Was kriege ich für meinen Auftritt? Die Antwort war – drei Gulden. Das waren immerhin vier Tafeln Schokolade. Die durfte ich alle auf einmal auffressen und hatte dann wahnsinnige Bauschmerzen und Verstopfung.“ Doch von Rückschlägen ließ er sich nicht entmutigen.
Mit Kinolegenden wie Gert Fröbe und Hans Albers stand er in seinen Anfangsjahren auf der Bühne und entwickelte dabei sein unnachahmliches Charakterspiel. Dabei hatte er das Talent in die verschiedensten Rollen zu schlüpfen. So gab er Beamte, Polizisten, betrunkene Matrosen, Barkeeper, Diener, Chauffeure und Soldaten.
Gern erinnert sich Völz an die Anfangszeit als Schauspieler. „Das war schön, egal ob die Edgar-Wallace-Verfilmungen oder Stahlnetz. Das waren noch richtige Straßenfeger.“ Es waren bei weitem nicht die einzigen Straßenfeger denen Völz seinen Stempel aufdrückte. Mitte der 60er Jahre entdeckte man seine Schauspielkunst auch für das junge Publikum. So stellte er sein Geschick zum Beispiel in dem Kinderfilm „Emil und die Detektive“ oder auch als Oscar in „Pippi Langstrumpf“ unter Beweis.
Im Jahre 1966 erhielt er seine Paraderolle als Armierungsoffizier Leutnant Mario de Monti in dem Science-Fiction-Klassiker „Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion“. Die Schwarz-Weiß-Serie hat seit Jahrzehnten Kultcharakter.
Schon bei der Erstausstrahlung in der ARD erreichte sie sage und schreibe 56 % und gilt bis heute mit über zwanzig Wiederholungen als echter Kultklassiker.
Bekannt wurde Völz abseits der Kameras besonders durch seine markante Stimme, wie er in zahllosen Rollen als Synchronsprecher unter Beweis stellen konnte. Unter anderem lieh er Walter Matthau, Mel Brooks, Ernest Borgnine, Rodney Dangerfield und dem großen Sir Peter Ustinov als Synchronsprecher seine Stimme. Doch eine Stimme sollte ihm besonders viele Sympathiepunkte einbringen. Untrennbar mit Völz verbunden ist besonders der Käpt´n Blaubär, dem er seit Jahren die unverwechselbare Stimme leiht.
Auch Privat hat verliert Völz nie seinen unverwechselbaren Humor. Erst vor wenigen Jahren kompromittierte er seine Fangemeinde mit einem schlüpfrigen Geständnis. Anlässlich seines 80. Geburtstages gab er im Interview mit der BZ zu, ein wahrer Pornofreak zu sein. „Ich lese gerne sehr gut geschriebene Porno-Bücher. Es gibt wirklich gutes Zeug, richtig tolle Dinger“, sagte Völz der B.Z. am Sonntag. Genau diese offene Art gehört zu Völz‘ Glücksprinzip: „Ich kann jedem nur raten – Machen Sie sich richtig frei! Die Leute haben eine falsche Schamesschwelle.“