Den nächsten Schritt wagen

Johannes Strate beweist auf seinem ersten Soloalbum seine Qualitäten als Singer/ Songwriter. Manchmal muss ein neuer Weg beschritten werden, um seiner selbst gerecht zu werden. Diese Erfahrung durchlebt momentan Musiker und Songschreiber Johannes Strate, Frontmann der Band Revolverheld.

RevolverheldText: Isabell Redelstorff, Fotos: Pressefoto Revolverheld

Magdeburg| In Magdeburg wird die Band eines seiner letzten Konzerte spielen jedoch nicht mit der Absicht ein Stück deutscher Musikkultur für immer aufzugeben, sondern um allen Mitgliedern von Revolverheld etwas Freiraum zu ermöglichen. Freiraum, der für eine persönliche aber auch musikalische Weiterentwicklung notwendig scheint.

Hochwertige Musik wird schließlich nicht am Fließband produziert. Dabei werden kreative Phasen individuell erlebt. Was für den einen Inspiration bedeutet, fasziniert den anderen nicht unbedingt auf ähnliche Weise.

Johannes Strate blickt auf eine achtjährige Karriere mit seiner Band Revolverheld zurück doch jetzt ist es Zeit für seine Gedanken, seine Worte und den Ausdruck seiner Faszination mit Blick auf die Welt, die Liebe und sich selbst. Im September bringt er seine erste Soloplatte raus. Die Zeichen stehen auf Sturm nicht lautet nicht nur der Albumtitel, sondern auch seine Lebensbeschreibung.

Ein junger Mann mit diesem schelmischen Grinsen, dass man das Gefühl hat, er könnte einem gleich im Supermarkt begegnen, gewährt einen kleinen Einblick, nur ein Stück seiner emotionalen Welt. Dabei zappelt er nicht, aber springt von Moment zu Moment mit dieser hauchdünnen Melancholie. Keine düstere Schwermut, sondern eine zarte Transparenz.

Mit Ich mache meinen Frieden mit mir eröffnet das Album. Mit Chorgesang, kräftiger Stimme und einem privaten Resumé vergangener Tage werden die akustischen Elemente unterstützt. Fast Greifbar wird sein Enthusiasmus und verrät eine ganz eigene Johannes Strate-Lebenslust. Das gesamte Album setzt den Fokus auf seine glasklare Stimme und einer sanften Akustik. Instrumentale Beschränkungen auf eine Standardbesetzung findet nicht statt. Experimentierfreudig treffen verschiedenste Elemente zusammen. Während bei dem einen Lied ein Orchester eingesetzt wird, dominiert schon in dem nächsten Gitarre und Schlagzeug.

Spannend wird es bei Wenn es um uns brennt. Fast einsam erzählt er eine kleine Geschichte. Flüsternd beginnend, haucht er die ersten Worte, die Gitarre bleibt im Hintergrund dann: eine Mundharmonika, eine zusätzliche Frauenstimme. Es sitzt fest, bewegt sich zaghaft auf uns zu. Das gesamte Album beweist seine Lust auf musikalisches Neuland und dennoch bleibt er sich treu. Ohne aus dem Rahmen zu fallen, ist es nicht mehr Revolverheld, sondern Johannes Strate. Zerbrechlich aber nicht schwach.

In einem kleinen aber feinen Gespräch konnten wir Johannes Strate ein paar Fragen stellen. Mit einer zurückhaltenden Ernsthaftigkeit sprach er von Inspiration, seinen Reisen und seiner ersten Livepremiere als ernstzunehmender Solokünstler.

Eines der letzten Konzerte von Revolverheld wird in Magdeburg stattfinden. Wie erlebst du diesen Punkt nach acht Jahren Bandgeschichte?

Ja, eines der letzten. Wir spielen noch ein paar. Es ist Okay. Revolverheld wird weiterhin existieren und auch wieder zusammenfinden. Ich denke spätestens 2013 wird es mit der Band weitergehen aber zunächst liegt mein Fokus eben auf meiner Platte.

Bei der Veranstaltung Stars im Park – Jan Joseph Liefers präsentiert alte Meister und neue Helden wird auch klassische Musik eine besondere Rolle im Programm erhalten. Wie ist dein Bezug zu Klassik?

Ich haben einen sehr engen Bezug zu klassischen Musik. Meine Mutter ist Pianistin und die spielen ja eher keinen Rock (lacht dabei). Ich bin also mit Klassik aufgewachsen und es bedeutet mir sehr viel.

Kommen wir zu deinem neuen Album. Was gab für dich den entscheidenden Anlass ein Soloprojekt in Angriff zu nehmen?

Ich war viel auf Reisen und habe unterwegs kleine, persönliche Songs geschrieben, die mir sehr viel bedeuten und aus diesem Grund habe ich Lust bekommen eine eigene Platte – meine Platte aufzunehmen. Das sind Lieder, die eben nicht zu Revolverheld passen und ich wollte sie auch nicht für die Band nutzen. Man muss sich vorstellen bei einer vorhandenen Banddemokratie wird an Texten und Melodien rumgeschraubt und verändert und das wollte ich nicht. Das bin ich und so wie die Songs sind, sollen sie bleiben. Das war mir sehr wichtig.

Die Aufnahmen fanden unter anderem in Italien, in Island und in New York statt. Haben die Aufenthalte Einfluss auf das Album gehabt?

Ja, sehr sogar. Gerade auf Reisen nimmt man so viele Eindrücke wahr. In Italien gab es Momente, die für mich unglaublich wichtig waren. Es war Winter als ich dort war und die Weite des Landes hat mich sehr fasziniert. Ich war absolut ungestört und konnte diese Einsamkeit genießen. Diese Melancholie ist, denke ich, auch auf dem Album spürbar. New York war beeindruckend. Es waren bewusste Entscheidungen an diese Orte zu fahren und die Aufnahme für das Album zu machen. Man kann einfach sagen, dass die Atmosphäre an allen Orte gestimmt hat.

Die erste veröffentlichte Single vom Album ist: „Es tut mir weh dich so zu sehen“. Warum gerade dieses Lied?

Naja, ich habe das Album durch gehört und fand, dass eben dieser Song für die erste Singleauskopplung einfach passend ist. Das Lied spielt mit einem musikalischen Wechsel. Die Strophen sind sehr zerbrechlich aber der Refrain dagegen sehr kraftvoll. Das gefällt mir und deshalb fiel die Entscheidung auf dieses Lied für die erste Veröffentlichung.

Der Song „Wenn es um uns brennt“ setzt musikalisch den Fokus auf deine Stimme. Wie sehr hast du das als Herausforderung erlebt?

Ehrlich gesagt überhaupt nicht. Das war genau der Plan. Ich wollte es leise und akustisch erarbeiten und deshalb war das für mich weniger eine Herausforderung als vielmehr eine spannende Möglichkeit, die mir viel bedeutet.

Du hattest bereits deine erste Livepremiere. Wie hast du es erlebt als Johannes aufzutreten und nicht als Frontmann von Revolverheld?

Oh das war sehr aufregend. Schon etwas Besonderes. In Bochum fand die Livepremiere statt und ich muss sagen, es war sehr schön. Das tolle war die positive Resonanz und das hat mich sehr glücklich gemacht.

Was bedeutet Inspiration für dich? Und woher nimmst du deine Kreativität?

Naja, Inspiration ist ein wesentlicher Bestandteil in meinem Leben ansonsten könnte ich nicht schreiben oder Musik machen also ist sie für mich zwangsläufig notwendig. Reisen sind die beste Quelle für meine Kreativität. Wenn man unterwegs ist dann sieht man so viel neues und das fasziniert mich. Aber auch mein Umfeld, neue Freunde und natürlich Musik inspiriert mich. Diese Elemente ermöglichen mir kreativ zu sein.

 


 


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