Sonneborn rettet die Welt…
Deutschland steht am Abgrund, die Welt ist schon einen Schritt weiter!
Es gibt nur noch eine Hilfe: Er opferte Jugend und Haupthaar für die Rettung der Menschheit und hat dafür nun endlich seine eigene Sendung bekommen. Mehr noch! Die dreiteilige Reportagereihe mit dem Titel „Sonneborn rettet die Welt“ wird ab Donnerstag, den 10. Oktober, um 22:45Uhr in ZDFneo zu sehen sein!
Mit einem Superman-Shirt, das er unter seinem Jackett trägt, wird er sich den Problemen unserer Zeit annehmen. Sonneborn will in seiner Sendung herausfinden, was sich hinter den politischen Floskeln verbirgt, welche Barrieren (auch menschliche) wirklich den Fortschritt in Deutschland behindern und wie wir aus dem Schlamassel herauskommen. Er nimmt dazu Politiker in die Pflicht, nicht nur hohle Phrasen zum Stimmenfang zu dreschen, sondern auch mal mit Weitsicht Dinge zu ändern.
Wir trafen den Tausendsassa in Berlin in seinem Geheimversteck (ZDF Hauptstadtstudio, upps…) und befragten den Bundesvorsitzenden der „Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative“ zur kommenden Wahl und seiner Sendung.
Interview: Fabian Benecke, Susann Schwass, Text: Jörn Rohrberg Fotos: ZDF und Andreas Coerper
Herr Sonneborn, Namen sind ja heutzutage Schall- und Rauch, sowie Inhalte. Zumindest wenn man Sie aus vielen Interviews zitiert. Sie sind Vorsitzender einer frischen, jungen und schnelllebigen Partei, die sich nicht davor scheut alle Stimmen aus vielen Lagern abzufischen um die Macht zu übernehmen. Wie wollen Sie frischgebackene Bachelor, junge Studenten und andere zukünftige Taxifahrer für sich gewinnen?
„Ganz normal. Mit Geld. Bei der Parteigründung ging es uns eigentlich um die Besetzung des Kürzels PARTEI, und wir haben den Terminus Elitenförderung für das E gesetzt, weil uns nichts Besseres eingefallen ist. Bei Gesprächen mit Studenten ist uns dann schnell bewusst geworden, dass ja Studenten eigentlich die Elite unseres Landes sind und gefördert werden sollten. Da ich selbst mit Bafög im Hintergrund angenehme 15 Semester studieren und dabei überlegen konnte, was ich beruflich machen wollte, setzt sich auch Die PARTEI dafür ein, Studenten mit 1.000 Euro im Monat zu alimentieren. 15 Semester lang. Und danach stecken wir sie in die Produktion.“
Was hat Sie, neben ihrer Aufgabe in der Politik und der Satire, dazu veranlasst, nun in ZDFneo auch noch den Rest der Welt retten zu wollen? Waren da vielleicht die Augen größer als das Herz?
Das war ein ganz normaler Job. Ich habe es für Geld getan. Und aus Idealismus. Aber in erster Linie für Geld.
Könnten Sie sich mit einem Wahlspruch wie „ jung & wild“ identifizieren? Wenn ja, wie würden Ihre Sympathiegesuche dahingehend aussehen?
„Ich bin über 40 und kann mich deshalb damit nicht mehr so stark identifizieren. Aber ich freue mich natürlich, wenn es junge und wilde Leute gibt, denn die werden gebraucht, um die Welt zu retten. Ich denke nicht, dass die Über-50-jährigen das zustande bringen. Wir wollen übrigens auch das Wahlrecht dahingehend ändern, nur noch 15- bis 55-Jährige wählen zu lassen.“
Könnten Sie da eventuell auch was bei der Führerschein-Regelung machen? Zum Beispiel 2-Monats-Kontrollen für über 55-jährige einführen?
„Wenn es uns Mehrheiten bringt in Sachsen-Anhalt, machen wir alles.“
Wann wird mit dem Mauerbau begonnen, wenn Sie erst einmal gewonnen haben? Die ostdeutsche und süddeutsche studentische Jugend hat ja erst kürzlich bewiesen, dass durch Teamwork innerhalb kürzester Zeit recht große Hindernisse geschaffen werden können.
„Die Forderung, die Mauer wiederaufzubauen, stammt aus dem Jahr 2004. Damals war es in der offiziellen Politik ein Tabu, überhaupt zu äußern, dass es einen weiterbestehenden Unterschied gibt zwischen Ost und West. Unsere Forderung war damals ein guter Witz, der aber nach Jahren auch seine Wirkung verloren hat. Deswegen haben wir versucht, uns von dieser Idee zu trennen. Wir haben dann schnell gemerkt, dass wir als Partei ein Alleinstellungsmerkmal brauchen. Atomkraft, Wehrpflicht, Energiewende – Man weiß inzwischen einfach nicht mehr, wer gerade für was steht, oder wer wessen Positionen oder Restinhalte übernommen hat. Deswegen haben wir uns diese Forderung nach der Mauer erhalten und einfach eine neue Begründung gefunden, die so lautet: Wir müssen die Mauer wieder aufbauen, um im Osten ein funktionsfähiges kommunistisches Regime zu errichten. Einfach als Abgrenzung zum Kapitalismus, weil es heute keine Alternativen mehr gibt und das kapitalistische System sich schlimmer als je zuvor gebärdet. So etwas war zu Zeiten der Mauer und des Kalten Kriegs nicht möglich. Ich habe Gregor Gysi vor kurzem in einem Gespräch gebeten, Anführer eines kommunistischen Schreckensregimes im Osten zu werden. Leider sagte er, dass er nur für den Westteil zur Verfügung stehe. Insofern überlege ich, ob ich dann einfach da rüber gehe. Wichtig ist es aber auf jeden Fall – und beginnen werden wir damit, sobald wir an der Macht sind.
Könnten sie sich auch Features mit anderen bekannten Künstlern neben KIZ vorstellen um ihre Popularität zu steigern? Wenn ja mit wem und wie würden etwaige öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen aussehen?
„Wir fragen mitunter Leute, ob sie uns Geld spenden für Plakate oder Großaktionen. Bands wie Die Ärzte oder K.I.Z. sind immer gern bereit dazu und unterstützen uns auch personell. Aber im Prinzip war der Letzte, den wir angefragt haben, Joseph Hader, den ich auch gerne als Spitzenkandidat der PARTEI in Deutschland gesehen hätte. Er ist ein österreichischer Kabarettist, den ich sehr schätze. Der hatte aber leider keine Zeit hier mal kurz Kanzler zu werden in Deutschland. Konkrete Pläne gibt es jetzt aber nicht. Es gibt auch nicht so viele kompatible Leute für unser Programm.“
Was wären denn Kriterien, durch die man kompatibel wird?
„Also am besten wäre, jemand wäre sowohl im intellektuellen als auch im komischen Bereich ernst zu nehmen und sympathisch. Und da gibt es leider relativ wenige Leute. Wir können aber zur Abwechslung auch mal irgendeinen Volldeppen nehmen. Rainer Brüderle hat ja bald viel Zeit…“
Wie steht es mit Leuten wie Serdar Somuncu?
„Das ist ja meine deutsche Stimme. Serdar hat mein PARTEI-Buch eingelesen, „Wie man in Deutschland eine Partei gründet und die Macht übernimmt“, für eine CD. Steht auch vorne drauf: „Serdar Somuncu. Die deutsche Stimme von Martin Sonneborn.“ Sehr guter Witz der Plattenfirma. Also in dem Sinne immer für Zusammenarbeit: Klar!“
Wie kommt man als ehemaliger Chefredakteur und Herausgeber der wirklich, wirklich besten Satirezeitschrift zu einem so wirklich, wirklich bierernsten Berufsfeld wie der Politik? Hat da die Ratte vielleicht das „sinkende Schiff“ als erstes verlassen?
„Nein. Im Gegenteil. Der Schriftzug bei „Titanic“ ist ja programmatisch aufsteigend. Ich glaube ja, dass Titanic eins der letzten Printmedien sein wird in diesem Land. Wir machen zwar jetzt viel im Netz, aber ich glaube, dass die Leute diese Satire doch schätzen und auch weiter als Printprodukt schätzen werden. Und wir haben bei relativ kleiner Auflage nicht die Probleme, die BILD-Zeitung oder Spiegel haben. Oder der Stern, um mal ein bekanntes Tittenmagazin aus Hamburg zu nennen. Insofern ist von sinkendem Schiff keine Rede. Titanic ist übrigens auch so eine Art Durchlauferhitzer für junge und wilde Leute, die da hingehen, sich fünf Jahre lang austoben, und dann etwas Anderes suchen. Oder Chefredakteure werden, wenn sie partout nichts finden. Ich war 11 Jahre beim Heft und habe dann den Platz geräumt für jüngere und wildere Leute…“
Halten Sie tatsächlich alle anderen Parteien in diesem Land für so verlogen, das sie sich selbst, ohne Die PARTEI, als Nichtwähler bezeichnen würden? Inwiefern halten Sie Protestwahlen in so einem politischen Apparat, wie wir ihn haben, für wichtig?
„Ich glaube, dass Protestwählen wichtig ist, um zu zeigen, dass man nicht einverstanden ist, dass man sich eben nicht zähneknirschend mit dem geringeren Übel zufrieden gibt. Aber noch besser als Protestwählen ist: eine eigene Partei gründen und die Macht in dem ganzen Sauhaufen zu übernehmen…
Ich halte die Politik – gerade nach den Erfahrungen bei den Dreharbeiten zu „Sonneborn rettet die Welt“ – nicht für fähig, eine Lösung für die gravierenden Themen Energiekrise, CO2-Problematik, Finanzkrise, globale Totalkrise zu finden. Es ist desillusionierend, wie wenig sich Politik wirklich um langfristige und existenzielle Probleme kümmert. Wir haben dazu mal eine lustige Filmreihe gemacht, in der Satire-Rubrik SPAM bei Spiegel Online: „Hinterbänkler heute“. Da sieht man schon erstaunliche Gestalten, die die Geschicke unseres Landes mitbestimmen sollen.
Ich sehe Die PARTEI unter anderem als Protest-Möglichkeit für intelligente Menschen, die nicht nicht wählen möchten. Und wenn ich sehe, dass das mittlerweile bei einigen Wahlen 40 bis 50 Prozent sind, dann denke ich, müssen wir nur noch den Nichtwählern erklären, dass sie ab sofort Die PARTEI wählen. Wir haben Die PARTEI damals unter anderem gegründet, weil wir nicht mehr wussten, was wir selbst wählen sollten. Es gab nur sektiererische Spinner oder unseriöse Großparteien im Angebot. Von daher war es dann eine wirkliche Erleichterung seinen eigenen Namen auf dem Wahlzettel zu sehen.“
Themen Ihrer Sendung „Sonneborn rettet die Welt“ in ZDFneo sind u.a. Finanzkrise, Energiekrise Korruption und Lobbyismus. Kann nur ein Größenwahnsinniger wie Sie sich diesen globalen Problemen annehmen und wenn ja, wie haben Sie vor, diese Säulen der heutigen Erde in ihren Grundfesten zu erschüttern?
Nein, wir wollten doch nur spielen. Es sind ja auch keine seriösen Reportagen geworden, was wir da gedreht haben. Unser Handwerk haben wir schließlich bei Titanic und der „heute show“ gelernt… Wir nennen das Ergebnis „Gonzo-Journalismus“ oder besser: „Gonzo 2.0“. Aber es geht schon um ernsthafte Probleme.
Wie kann man sich zum Beispiel nach einem abgebrochenen Studium oder einer abgeschlossen Transportausbildung für den öffentlichen Nahverkehr bei der PARTEI engagieren um doch noch weiter im Leben zu kommen? Oder haben Sie sogar andere Tipps für Freigeister, die noch nicht recht wissen, was sie mit ihrer Zukunft anfangen sollen?
„Ich finde, auch als Freigeist sollte man nach 14-15 Semestern zumindest wissen, was man nicht machen will. Ansonsten muss man eben ein lebenslanges Studium anstreben. Ich kann immer nur dazu ermuntern, viel in Hängematten herumzuliegen und über das Leben nachzudenken – am besten unter Obstbäumen, da ich das selber viel in meinem Studium in Münster damals gemacht habe. Ich meine, in der PARTEI kann man immer Verantwortung übernehmen. Es gibt immer Strukturen, die man aufmischen kann, solange man jung und wild ist. Zum Beispiel einen Ortsverein gründen und den Landesverband Sachsen-Anhalt übernehmen, um spätestens nach der Machtübernahme glänzend dazustehen. Wir haben uns ja mit Sachsen-Anhaltinischer Landespolitik bisher noch nicht auseinandergesetzt. Nur einmal mit der NPD, mit ihrem Vorzeige-Irren Hans Püschel, dem Bürgermeister von Krauschwitz. Zeigt den Sachsen-Anhaltern doch mal, dass es Alternativen zur NPD gibt… “
Wie kann sich der Otto-Normalverbraucher von heute gegen diese Konsumgesellschaft zur Wehr setzen und Sonneborn bei der Weltrettung unterstützen? Gibt es tatsächlich noch versteckte Bösewichte außer Nazi-Müller, Ausbeuter-Nestlé und Raubbau-Monsanto?
Ich fürchte, die Bösewichte müssen sich heute nicht mehr verstecken.
Martin Sonneborn, Jahrgang 1965, baldiger Weltenherrscher (zuerst Kanzler, dann die ganze Welt) ist ein deutscher Satiriker, Journalist und Politiker. Nach einer steilen Karriere bis zum Titanic-Chefredakteur wechselte er auf den Herausgeberposten sowie zum Jugendmagazin Spiegel Online und übernahm dort die SPAM-Satireecke. Auch dies war ihm nicht genug und so ging er in die Politik um das Geschehen global und in Deutschland zu verändern.
Da auch hier die Medienpräsenz für die Lichtgestalt Sonneborn nicht ausreichte wurde kurzerhand das Massenmedium ZDFneo instrumentalisiert und die Sendung „Sonneborn rettet die Welt“ installiert. Überraschend ernste Themen wie Energiewende, Lobbyismus, Korruption und andere Dinge, die Deutschland und die Welt geißeln, werden beleuchtet und in Interviews mit Politikern knallhart und investigativ besprochen. Die dreiteilige und eher weniger ernste Reportagereihe läuft ab 10. Oktober donnerstags um 22.45 Uhr in ZDFneo.
Als unparteiisches Magazin empfehlen wir an dieser Stelle ausdrücklich „Sonneborn rettet die Welt“ in ZDFneo zu wählen und Die Partei am 22. September zu schauen.