Aschenputtel mit Rossinis Tränen

„Ich gebe zu, dreimal in meinem Leben geweint zu haben[…].“ – Wär Rossini am letzten Samstagabend (17. September 2011) bei der Premiere seines komponierten Stückes „Aschenputtel“ im Opernhaus dabei gewesen, so hätte er ein viertes Mal geweint – vor Lachen!

AschenputtelText: Laura Kapitza, Fotos: Nilz Boehme

Magdeburg| Die 1817 entstandene Oper, die hier in Magdeburg zum ersten Mal aufgeführt wird, ist eins der großen Meisterstücke des Italieners Gioacchino Rossini, der es verstand, dass Leben nicht nur kulinarisch zu genießen. Da verwundert es einen nicht, dass aus dem Märchenklassiker eine komische Oper mit vielen heiteren Melodien, ulkigen Charaktere und lustigen Situationen entsteht.

Der Inhalt ist nicht nur Märchenliebhaber bekannt: Die arme Angelina (Susanne Drexl)verbringt ihr tristes Leben als Aschenputtel unter den verachtenden Blicken ihrer Stiefschwestern Tisbe (Lucia Cervoni) und Clorinda (Julie Martin du Theil) und ihrem Stiefvater Don Magnifico (Martin-Jan Nijhof), die jede Möglichkeit nutzen, um das arme Mädchen zu schikanieren. Trotzdem verliert Aschenputtel nicht ihren Glauben und das Schicksal meint es mit ihr gut, als sie den Prinzen Ramiro (Milos Bulajic) – als Diener verkleidet – trifft und sie sich sofort verlieben. Um am Ende glücklich bis ans Ende ihrer Tage zusammenzuleben, müssen Angelina und Ramiro einige Hürden überwinden, denn Magnifico, von Geldgier angetrieben, bedacht daran ist, eine seiner Töchter mit den Prinzen zu verkuppeln. Doch die Verliebten können auf die Unterstützung von Ramiros Vertrauten Alidoro (Mario Solimene) und Dandini (Nathan De’Shon Myers), der in die Rolle des Prinzen schlüpft, zählen.

Natürlich würde man jetzt denken, dass sich ein Besuch ins Opernhaus Magdeburg nicht lohnt, kenne man ja schon das Happy End dank Walt Disney. Doch falsch gedacht: Zwischen „Chirurgo Plastico“ und dem Sigifrida-Etablissement singen die Darstellerinnen und Darsteller ihre italienische Soli, so dass man das Gefühl hat, sich in Venedig oder Rom zu befinden.

Bei der Inszenierung zeigt die Regisseurin Anette Leistenschneider, dass sie den Titel der Komödienspezialistin mehr als verdient hat. Wer so ein Feingefühl bei der Gestaltung der Charaktere zeigt und dafür sorgt, dass man über die Boshaftigkeit der Schwestern eher Lachanfälle als Grauen bekommt, der sollte dem komischen Oper noch eine ganze Weile erhalten bleiben.

Durch das raffinierte Bühnenbild und den schillernden Kostümen, die vor Farbigkeit und Glitzer nur so protzen, kommen auch die Augen auf ihre Kosten. Als Bonbon des Gesamtkunstwerkes ist die Kulisse auf eine Art Drehscheibe aufgebaut, wodurch die Sängerinnen und Sänger von einem Szenarium zum anderen gehen, laufen oder kriechen.
Wenn man das Bühnen- und Kostümbild mit einem Wort beschreiben möchte, so treffe „schrill“ es auf den Punkt. Aber genau das Schrille an jeder Ecke lässt die Neugierde des Zuschauers erwecken und man bestaunt die Bühne wie ein Kind den Süßigkeitenladen.

Die nach dem Stück anklingenden Jubelrufe und der lange Klatschmarathon zeigten deutlich, dass es dem Ensemble geglückt ist, eine unterhaltsame Aufführung darzubieten.

Fazit: „Aschenputtel“ ist eine sehr unterhaltsame und erfrischende Oper, die für all diejenigen empfohlen ist, die schon seit längerem ihre Lachmuskeln wieder trainieren wollen.
 


 


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