Monster zähmen – die Qual der Geisteswissenschaftler

Ulrike Schneeberg: Monster zähmen Ein Übungs- und Unterhaltungsbuch für Geisteswissenschaftler*innen auf Jobsuche

Warum studierst du nichts Gescheites? Was willst du später damit machen? Hattest du keine Lust auf einen richtigen Beruf? So oder so ähnlich klangen die Reaktionen auf die Frage, was ich denn studiere. Und glauben Sie mir, hätte ich für jede Reaktion nur fünf Cent bekommen, müsste ich heute sicherlich nicht mehr arbeiten. Ich habe Kulturgeschichte studiert. Neben Germanistik wohl die Königsdisziplin der Geisteswissenschaften, die in den Augen der meisten Menschen als nutzloser Studiengang angesehen wird. Und viel zu oft lassen wir uns dadurch verunsichern! Doch warum ist das so? Ulrike Schneeberg hat nun ein Buch veröffentlicht, in dem sie unter anderem dieser Frage nachgeht.

Text: Andreas Lilienthal | Fotos: Marta Press & Lennart Jaspers

Mache ich einen Fehler?

Zukunftsangst und Ungewissheit kennt wohl jeder Student zur Genüge. Doch bei Geisteswissenschaftlern sind diese Phänomene im stark übertriebenem Maße verbreitet. Kein Wunder, wenn einem schon als Neuling im Studium von allen Seiten suggeriert wird, dass lediglich jeder zehnte Geisteswissenschaftler später gerade halbwegs von seinem Job leben könne.

Schnell entwickeln sich bei den betroffenen Studenten regelrechte gedankliche Monster, die einen nicht mehr schlafen lassen und bei dem Blick an die eigene Zukunft monstermäßige Schweißperlen auf die Stirn projizieren.

Doch sind die Monster von Geistes- und Sozialwissenschaftlern wirklich furchteinflößender als die Monster anderer Studenten? Ich denke nicht! Doch die Monster sind auf jeden Fall lauter als Ihre Artgenossen, da die Gesellschaft ihnen zu jeder Zeit ein Megafon zur Verfügung stellt.

Die Monster sind real!

Wenn wir den Monstern ein Gesicht geben müssten, wären sie so vielfältig wie unsere Gesellschaft. Denn die negativen Stimmen begegnen uns nicht nur in der eigenen Familie, sondern auch im Freundeskreis, den täglichen Medien und dem studentischen Umfeld. Ja selbst die eigenen Kommilitonen verbreiten die Monster und schüren damit Ängste.

Und obwohl jeder eigentlich wissen müsste, dass man sich von Meinungen und Fragen Außenstehender nicht verrückt machen darf, muss auch Ulrike Schneeberg in ihrem Buch »Monster zähmen – Ein Übungs- und Unterhaltungsbuch für Geisteswissenschaftler*innen auf Jobsuche« feststellen, dass die Monster durchaus real sind. Doch sie dürfen eben nicht die Oberhand gewinnen.

Die Autorin nimmt in ihrem amüsanten und hilfreichen Ratgeber die Frage „Was kann ich mit meinem geisteswissenschaftlichen Studium eigentlich anfangen?“ als zentrales Element und lässt eben nicht nur die üblichen Verdächtigen antworten, sondern stellt die Frage genau jenen, die das Tal der Angst bereits erfolgreich durchschritten haben.

Das Monsterzähmen beginnt

Ulrike Schneeberg lässt in ihrem Buch Menschen zu Wort kommen, die ebenfalls Ängste hatten, sei es durch die allgemeine Stimmungsmache oder die konkreten Aussichten auf dem Arbeitsmarkt. In zahlreichen Experteninterviews schildern unter anderem eine mehrfach ausgezeichnete Sozialunternehmerin, ein Marken- und Designsemiotiker, ein Schriftsteller, eine Journalistin, eine Sales- und Projektmanagerin ihre Erfahrungen im Umgang mit der Angst und verraten ihre Tipps für einen erfolgreichen Einstieg in das Berufsleben.

Der Autorin ist es dabei jedoch wichtig, nicht zu viel auf die Erkenntnis anderer zu legen, sondern gibt mittels zahlreicher Übungen auch Anreize zum persönlichen Brainstorming.

Schneeberg geht es dabei sicherlich nicht darum, dass man sich gezielt einen Werdegang heraussucht und versucht diesen Weg genauso zu gehen. Sondern ihr geht es vielmehr darum, dass man begreift, dass die Jobsuche nichts weiter als ein spannendes Projekt ist, bei dem man genauso analytisch und kreativ vorgehen muss, wie man es im Studium bereits zigmal gezeigt hat.

Was hast du konkret gelernt?

Die wichtigste Erkenntnis aus den Übungen im Buch ist meiner Meinung nach, dass man sich nicht die Frage stellen lassen soll, was kannst du mit deinem Studium machen? Denn auf diese Frage müsstet ihr sowieso ALLES antworten. Sondern viel wichtiger ist die Frage: Was für Skills hast du während des Studiums erworben? Ein geisteswissenschaftliches Studium befähigt euch nicht nur zu genau einem Beruf! Ganz im Gegenteil: Es ist lediglich die Basis, die ihr in jeder Branche erfolgreich nutzen könnt!

Wenn man diese Erkenntnis erlangt hat, kann man Artikel mit den Titeln wie »Wo gibt es Stellen für Geisteswissenschaftler?« und »Viele Geisteswissenschaftler beenden ihr Studium mit dem Antrag auf Hartz IV« getrost links liegen lassen.

Wie in jedem Studium muss man selbst wissen, was man später machen möchte und wie man genau dorthin kommt. Das Studium selbst ist bei dem heutigen Quereinsteigertum meist nur der Grundstock für eine fundierte Ausbildung.

Monster zähmen als der richtige Weg?

Frau Schneeberg hat natürlich eine schöne Metapher für die Ursprünge vieler Angstzustände von Geisteswissenschaftlern gefunden. Des Weiteren gibt sie mit ihren Experteninterviews einen schönen Einblick in die berufliche Vielfältigkeit von Geisteswissenschaftlern.

Doch hebt sie meiner Meinung nach das Studium der Geisteswissenschaft zu sehr auf einen Scheffel voller labiler Studenten, die gefangen sind in Zukunftsängsten und Selbstzweifel.

Als fachfremder Leser dieses Buches, sei es als Wirtschaftswissenschaftler oder Mediziner, könnte schnell der Eindruck entstehen, dass die Masse aller Geisteswissenschaftler eigentlich eine homogene Selbsthilfegruppe darstellt.

Dem ist doch weit gefehlt. Denn wie bereits erwähnt, bildet das geisteswissenschaftliche Studium mehr als jedes andere Studium den Grundstock für eine breit gefächerte Berufswahl.

Perfekt für die unsichere Zielgruppe

Doch aus eigenen Beobachtungen heraus muss ich gestehen, dass das Buch wahrscheinlich perfekt ist für seine Zielgruppe. Es wird vielen Geisteswissenschaftlern, und vielleicht nicht nur denen, helfen, ihre Zukunftsängste und Ungewissheiten zu bezwingen. Und damit die unliebsamen Monster in die Flucht zu schlagen, oder zumindest zu lernen, mit ihnen leben zu können.

Monster zähmen - Ulrike Schneeberg

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Monster zähmen – Ein Übungs- und Unterhaltungsbuch für Geisteswissenschaftler*innen auf Jobsuche
Autorin: Ulrike Schneeberg;
Marta Press – Mai 2017;
288 Seiten; 24,00 Euro;
ISBN: 978-3-944442-66-2

:: Mehr Informationen unter http://www.marta-press.de

 

Zusammenfassung
Artikel
Monster zähmen – die Qual der Geisteswissenschaftler - youngspeech.de
Beschreibung
Ulrike Schneeberg – Monster zähmen ★ Ein Buch über Ängste von Geisteswissenschaftlern und deren Bewältigung ★ DEIN LITERATURMAGAZIN
Autor
Magazin
Youngspeech Media

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