Anleitung zum Nachmachen
Die Autoren Matthias Edlinger, Eduard Augustin und Philipp von Keisenberg haben mit ihrer Gebrauchsanweisung zum Studieren eine Lücke gefüllt: Einen so umfassenden und dennoch leicht zugänglichen Leitfaden zu allen Themenbereichen rund um das Hochschulstudium gab es bisher nicht.
Text: Daniel Jakubowski Fotos: Denis Pernath
Studieren wird häufig missverstanden. Einige stellen sich das Studium als Zeit ausschweifender Muße vor, anderen graut es schon im Vorhinein vor den Bergen an Lernstoff. Manchen sind Studenten lästig, können diese doch während des Studiums der Gesellschaft keinen wirtschaftlichen Beitrag leisten. Gar nicht so wenige hingegen vermuten, dass sie ohne Hochschulabschluss später keinen Job bekommen können. Nun, an all diesen Meinungen ist sicherlich mehr oder weniger Wahres. Entscheidend ist aber, dass sich jeder, der sich für ein Studium entscheidet, damit auf einen erstaunlich komplexen Weg begibt, der viel Eigenverantwortung und überdurchschnittliches Engagement verlangt. Was dabei an Pflichten, Notwendigkeiten, aber auch Möglichkeiten auf den künftigen Studenten zukommt, das haben die Autoren Matthias Edlinger und Eduard Augustin in diesem Herbst in ihrem Buch Studieren – Eine Gebrauchsanweisung in erstaunlich kompakter Form beschrieben.
Die beiden Autoren haben tatsächlich an fast alles gedacht. In den drei Abschnitten „vor“, „während“ und „nach“ dem Studium beschreibt Studieren Schritt für Schritt alle Punkte, die den Weg zu einem erfolgreichen Abschluss an einer deutschen Hochschule markieren. Das beginnt mit den Kosten eines Studiums, geht über die Entscheidung zwischen Universität und Fachhochschule sowie den Studienstandorten bis zur Wohnform und der Wahl des Studiengangs. Dabei werfen die Autoren ein angenehmes Licht in das Dunkel zwischen Entscheidung fürs Leben, Bewerbungsmarathon und Umzug in eine andere Stadt, ohne zu viele Vorgaben zu machen. In der Kategorie „Edlinger vs. Augustin“ stellen die Autoren beispielsweise verschiedene Sichtweisen zu bestimmten Kategorien dar – etwa „Kleinstadt vs. Großstadt“, „Selbst kochen vs. Mensa“ oder „Hotel Mama vs. Pension Flügge“.
Im Zuge der Erklärungen werden zahlreiche Begriffe geklärt, was teilweise auch stark ins Detail geht, etwa im Lexikon der Termini von Studentenverbindungen. Im Wesentlichen werden jedoch die wichtigen Bereiche im und um das Studium geklärt. Ob Erasmus oder Exzellenzuni, Benotungen oder Nebenjob, Hochschulsport oder gar Lerngruppen: Das Lesen dieses Leitfadens unterstützt jeden Studienanfänger bei den Dingen, die er in den ersten Semestern bewältigen muss. Dabei liest sich der Text flüssig und ist mit einer angemessenen Portion Humor gespickt, ohne albern zu werden. Ergänzt wird das Ganze mit Illustrationen von Philipp von Keisenberg.
Außerdem hält das Buch noch einige besondere Gimmicks bereit. So empfehlen Edlinger und Augustin zur Einstimmung eine Auswahl an Filmen und Songs rund um das Studium – ja, sogar einige Rezepte sowie eine Liste praktischer Gegenstände für den Haushaltslaien sind aufgelistet. Zugegeben, der ein oder andere wird sich an manchen Stellen nicht ganz ernst genommen fühlen, wenn beispielsweise erklärt wird, was genau es bedeutet, Kartoffeln in „grobe Würfel“ zu schneiden. Darum sei dieses Buch auch eindeutig den (blutigen) Anfängern empfohlen. Am besten macht es sich als Geschenk zum Abitur, denn für einige Themenbereiche lohnt es, schon früh das Lesen zu beginnen (Finanzierung, Anträge stellen, usw.).
Die häufigste Frage aller Erstsemester(innen) wird in der Gebrauchsanweisung allerdings nicht beantwortet: Wie erstelle ich mir meinen Stundenplan? Aber manche Mythen bleiben besser unaufgeklärt. Ein bisschen spannend soll der Studienanfang ja bleiben. Denn von einem entbindet der Ratgeber über das Studieren eben nicht – der Selbstständigkeit.