Deep Purple – Live in Magdeburg

„Krass, das mal sagen zu dürfen: Ich habe Deep Purple live gesehen. Die Richtigen. Nicht irgendein Cover-Abklatsch, den man jedes Jahr auf irgendwelchen Stadt- und Dorffesten zu hören bekommt. Das hätte ich nie für möglich gehalten. Immerhin sind die Jungs seit 1968 im Geschäft. Fast 50 Jahre! Urväter eben jener Musik die ich heute verschlinge – Hard Rock, Progressive und Psychedelic Rock und Heavy Metal. Urväter jener Attitüde, die den „Rock“ groß gemacht hat: Sex, Drogen und Freiheit.“

Deep PurpleText: René Lehmann | Fotos: Fabian Benecke

So in etwa hätte mein Artikel geklungen, wenn eben jener Lifestyle, der die westliche Welt prägt, sie nicht am 13. November 2015 zu einer Zielscheibe des internationalen Terrorismus hätte werden lassen.

Eigentlich sollte dies ein vor Freude sprühender Artikel, zu einem für mich bislang einzigartigen Konzertbesuch, werden. Doch dieses Konzert fand lediglich 24 Stunden nach dem statt, was für mehr als 130 Menschen tödlich endete. 24 Stunden nach einem Angriff auf eines der Zentren unseres westlichen Lebensstils. Nur 24 Stunden nach einem Konzert einer Band, die ich selbst zu meinen Liebsten zähle und bei denen ich vor nicht einmal 3 Monaten selbst vor der Bühne stand. 24 Stunden nachdem Männer in meinem Alter andere Menschen, die ebenfalls in meinem Alter waren und die wahrscheinlich dieselben freiheitlichen Werte teilten wie ich, hinterrücks erschossen und sich anschließend selbst in die Luft gesprengt haben. Deswegen kann und wird dieser Artikel kein Resümee eines glückseligen Abends sein.

Ich möchte hier keine Diskussion führen warum nun gerade dieser Anschlag so besonders ist. Ist er nicht – so etwas passiert täglich in dieser erschreckend grotesken Welt. Wir leben in einer Zeit in der Terror, Krieg und Tod fast schon zu einem Teil unseres Lebens geworden sind. Das ist definitiv nicht gutzuheißen, aber es ist Fakt. So traurig wie es klingt. Und jeder unschuldige Mensch, der durch die gewalttätige Hand eines anderen sterben musste, hat es verdient unser Mitgefühl zu bekommen. Dennoch ist dieser Anschlag in Paris etwas im negativen Sinne Besonderes. Zumindest für mich und viele andere die sich schon dutzende Male in einer Situation wie die Menschen im Le Bataclan kurz vor den Anschlägen befunden haben. Wir alle wissen wie sich die jungen Männer und Frauen fühlten. Wie Sie tanzten, feierten und tranken, sprich, wie sie ihr Leben genossen haben.

Ich habe mich nie einschüchtern lassen. Auch heute würde ich behaupten, dass ich nicht wirklich eingeschüchtert bin. Dennoch muss ich sagen, war es ein unglaublich beklemmendes Gefühl am Samstag die GETEC – Arena in Magdeburg zu betreten um zwei Rockbands live zu sehen. Wie sollte nun ein solcher Abend ablaufen? Wird alles so sein wie immer? Wirklich gelöst war die Stimmung nicht. Niemand war wirklich ausgelassen. Sicherlich waren es zwei außerordentliche Konzerte von zwei außergewöhnlichen Bands an diesem Abend. Die Bühnenshow, besonders von Deep Purple, war sagenhaft gut. Ausschweifende Soli luden förmlich dazu ein sich in andere Welten zu träumen. Aber erst bei der Zugabe mit „Smoke on the Water“ kam dann zum ersten Mal ein wenig Konzertstimmung in der Arena auf. Die natürlich grandiosen Rival Sons vermochten es am Anfang nur bedingt die Zuschauer aus ihren Gedanken zu reißen. Viel Applaus und Zustimmung gab es dann aber doch für eine rührende Ansprache des Sängers Jay Buchanan und der Widmung des Songs „Jordan“ an die Opfer und deren Angehörigen.

Es heißt ja, man solle sofort wieder aufs Pferd steigen, wenn man abgeworfen wurde. Vielleicht war es also ganz gut sofort wieder ein Konzert besucht zu haben. Doch ein mulmiges Gefühl wird wohl erst einmal bleiben.

Zumindest lassen wir diesmal die Bilder des Konzerts für sich selbst sprechen! Wir danke MAWI Concerts, dass Sie uns die Chance gegeben haben, unsere Idole einmal auf der Bühne zu sehen.


 

 


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