“Jeder Tag ist ein Geschenk, er ist nur scheiße verpackt!“

Kid Kopphausens I, das Überraschungsei des Jahres. Und trotzdem wusste man vorher schon, dass es etwas zum Basteln ist.

Rock im Stadtpark Text: Jenn Rudloff, Fotos: Dennis Williamson

Magdeburg| Es scheint wie gesucht und gefunden, Nils Koppruch und Gisbert zu Knyphausen sind wie geschaffen dafür, zusammen Musik zu machen. Sie treffen sich, werden Freunde und gründen eine Band, Kid Kopphausen. Immer mit der Betonung, dass es kein aus einer Bierlaune heraus entstandenes Projekt ist, sondern eine Band. Die beiden sind schon länger im Musikgeschäft tätig, haben Alben veröffentlicht, Konzerte gespielt und erstaunen die Menschen mit ihren Texten, die wie Geschichten daher kommen, die jeder schon einmal erlebt hat und doch immer wieder berühren. Und nun haben sie sich zusammen getan, ziehen durch die Gegend und erzählen ihre Storys: lustig, traurig, leise und laut.

Nils und Gisbert gehen davon aus, dass Kid Kopphausen ein Mensch ist und dass er auch alle Gestalten, die auf der Platte auftauchen, verkörpert. Kid Kopphausen kann also als eine fiktive Figur gesehen werden, die sich im ersten Lied gleich mal selbst beschreibt: „Ich habe Geld wie Heu, ich trag einen Hut aus Stroh, immer da wo ich bin, da brennt es lichterloh, ich lege Wert auf gutes Benehmen, ich trag ein Messer zwischen meinen schiefen Zähnen.“

Im Laufe des Albums nimmt er verschiedene Rollen an. Einer, der sein Leben neu beginnt wie in Das Leichteste der Welt, jemand, der einen Mord begangen hat, jemand, der seine Schwester beschützen möchte, oder jemand, der den Alltagsmenschen bewundert, der liebt und trauert, der lacht und weint.

Das Album I ist eine Experimentierreise, denn weder Nils noch Gisbert wussten, ob sie wirklich zusammen Musik machen konnten. Sie fanden die Musik des anderen jeweils interessant und spannend und so sind sie ans Meer gefahren, mit ein paar Instrumenten und einer Menge Spaß. Die erste Session stieg, die Ideen sprudelten und viele davon kann man auf der Platte hören. Nils spielt gerne mit dreckigen Tönen und Klängen, die wie Blitze zum Vorschein kommen, wo man nicht mit ihnen gerechnet hätte. I ist wie eine Wanderung durch ein Gebirge. Der Aufstieg beginnt mit einem präsenten Schlagzeug, rotzigen Gitarren und einem aufmuckenden Klavier, dann wird es entspannter, mit einer netten saitendominierten Strecke, um dann einem instrumentenlosen Anlauf in eine Klangexplosion zu nehmen, bevor man dann den seichten Abstieg ins Tal nimmt.

Highfield 2011

Passend zu den Instrumenten setzen sich die beiden Gesangsstile von Koppruch und zu Knyphausen in Szene. Obwohl es ausgelost wurde, wer welchen Song singt, wirkt es trotzdem geschickt gewählt. Gisbert spricht eher, als dass er singt und das passt wunderbar zu Schon so lang, einem Stück in dem es ums Vermissen und die damit verbundene Ungeduld geht. Während Koppruch den hoffnungsfrohen Titel Jeden Montag mit seiner wunderschönen Stimme trällert. Der Eröffnungssong wird noch gemeinsam performt, der weitere Verlauf geht in einen Wechsel über, der durch die eingestreuten Backgroundgesänge des anderen nicht statisch, sondern sehr gelungen ist.

I von Kid Kopphausen ist schön anzuhören, Alltagsgeschichten, die in raffinierte Wortspielerein verpackt sind und auch ein bisschen zum Träumen einladen. Das Album will die Welt nicht verändern, vielleicht ist es sogar ein wenig trivial und das macht es so sympathisch. Man schaltet es an, tritt in eine andere Welt, in der man mal kurz seine Probleme vergisst, zuhört, mitfühlt und sich wieder findet. Mitreißen lassen, mitsingen und Spaß haben!



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1 Response

  1. 10. Dezember 2013

    […] Quartett Krogmann. Musikalisch fest eingefasst im Deutschen Pop-Rock ala Kettcar, Tomte oder Kid Kopphausen und Themen voller Melancholie mit Texten über Herz- und Weltschmerz aber auch voller Zuversicht […]

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