Gesehen: Mess Around with the Barn Fest
Die Herausforderung ist groß, ein Festival in einem Ort zu veranstalten, der als „megatod“ gilt. Das Mess around with Barn Fest nahm die Herausforderung an und bescherte den Besuchern ein buntes Programm an Hardcore-, Deathcore- und Beatdownbands. Mit Erfolg?
Text: Dominik Grittner Fotos: Sven Kloss
Oschersleben| Es vermittelt den Eindruck einer Walachei, wenn man die Straße zu den Sieben Bergen hinauffährt. Spätestens dann, wenn aus dem Asphalt ein Schotterweg wird. Und plötzlich, hinter einem der Berge, tummelt sich eine Motocrossstrecke entlang, weiter links steht eine Bühne und verzerrte Gitarren beschallen die Landschaft und das danebenliegende Stadtdorf Oschersleben. Hat ja was, leider wird schnell klar: Nicht viele haben den Weg hierher gefunden. Trotz großem Line-Up und vollem Programm lockte das Mess around with the Barn Fest nur wenige Musikbegeisterte, knapp 300 Leute kamen, um die intensiven Hardcore- und Beatdown-Gigs zu sehen.
Vor der Bühne ist viel Platz, trotzdem macht es Spaß. Vielleicht liegt es auch am Charme in dieser Szene, wo die Konzerte recht familiär sind: Da wirft auch mal ein Fan seine Mütze nach vorn, die sich der Schlagzeuger aufsetzt während er spielt und sie nach dem Song mit einem Grinsen zurückreicht. Die Stimmung ist – die Attitüdenspinnereien durch rechtsoffene Selbstdarsteller mal ausgeklammert – ziemlich gelassen und wie für Festivals üblich entdeckt man den ein oder anderen Geheimtipp auf der Bühne. Bandsgucken macht ja gerade im Hardcore Spaß, da die Musik besonders durch Live-Performances profitiert.
Vielleicht gab es am Ende ein bisschen zu viel Beatdown, das musikalische Niveau schwankte, aber das ist weniger wichtig, denn beim Barn Fest geht es eher darum, eine große Party zu feiern, wie der Gründer von Yellow Booking, Viet Hoang Duc, sagt. Es erfordert schon eine Menge Mut und Engagement ein Festival aus dem Boden zu stampfen, wo der Hund begraben liegt. Mit tausend Leuten mehr wäre das Ding auch ein Knüller geworden. So war es eben ganz chillig. Und außerdem will die Börde scheinbar eh nicht so richtig aktiv werden, nervige Polizeikontrollen taten da noch ihr übriges. Walachei bleibt eben Walachei.