Bier, Schweiß und Blut: Montreal in Magdeburg

Ein runder Auftritt sieht anders aus: Als die Hamburger Band MONTREAL am Samstagabend ihr Konzert in der Mobilfunkbar spielte, gab es einige Pannen. Allerdings beeinträchtigte das die Stimmung nicht im Geringsten.

MontrealText: Sarah Düvel Fotos: Sarah Düvel

Kaum zu glauben, das dies ein Konzert ist – die Mobilfunkbar in der Erzberger Straße wirkt eher wie ein großes Wohnzimmer, in dem man mit seinen Freunden feiert. Es gab nur 100 Tickets – alle ausverkauft. Keine Security oder Absperrungen – so kommt familiäre Stimmung zwischen Musikern und Publikum auf. Der Abend verläuft aber nicht ganz wie geplant.

Schon bei der niedersächsischen Vorgruppe „Extales“ gibt es kleinere Probleme. Das Schlagzeug hält nicht zusammen, eine neue Snare Drum muss her. Die Bühnenkonstruktion scheint auch etwas instabil zu sein: Bei den Sprüngen des Bassisten schwanken die Lautsprecher bedrohlich mit dem Bühnenboden, ein Teil davon ist auf Bierkästen gestützt – wenn das mal gut geht.

Nach „Freischwinger“, einer weiteren Vorband, tritt dann endlich Montreal auf. Es wird gesungen und gesprungen, was das Zeug hält. Der Handyshop rockt. Jeder scheint die einfachen Texte der Spaßpunker zu kennen und Montreal freuen sich, wieder in Magdeburg zu sein.

„Unser erster Auftritt in Magdeburg war 2005 oder 2006 mit der Bloodhound Gang zusammen“, erzählt mir Sänger Hirsch nach dem Konzert. „Seitdem haben wir bestimmt acht Mal hier gespielt. Und Magdeburg ist so etwa unter den Top 6 oder 7 unserer Lieblingsstädte.“ In der Tat ist die Stimmung bei diesem Konzert kaum zu toppen: Keiner, der nicht mitmacht. „Magdeburg ist so ein Phänomen im Osten“, ergänzt Schlagzeuger Max Power. „Man freut sich jedes Mal, wieder herzukommen.“

Aus ihren vier Studioalben spielen Montreal alles querbeet. Obwohl es eng ist, finden die Sprungbegeisterten im Publikum doch ein bisschen Platz zum Pogen – auch wenn dabei des Öfteren mal jemand hinfällt, auch auf die Bühne. Der Boden ist inzwischen nass und rutschig vom Bier. Zum Glück tut sich niemand etwas Ernstes.

Bis auf Hirsch: Versehentlich schlägt der Bassist ein Becken um und verletzt sich an der Hand. Doch schnelle Hilfe aus dem Publikum ist parat: Jemand stürmt auf die Bühne und stellt das Becken wieder auf. Hirsch wird mit Pflastern eingedeckt. Es kann weitergehen.

Montreal spielen auch auf größeren Festivals. Ist das nicht angenehmer als chaotische Klubauftritte?
„Beides ist mal gut“, antwortet Hirsch, „Aber in den Klubs kann man viel besser mit den Leuten interagieren, weil es kleiner ist.“

Gesagt, getan: Bei dem Song „Allein mit mir“ geht Hirsch mit seinem Mikrofon durchs Publikum. Das endet in einer Sitzgasse. Als Hirsch hindurchrennt, springen alle auf.

Am Ende bleibt jede Menge Bier auf dem Boden und Schweiß in den Klamotten. Auch Blut klebt noch an Hirschs Hand, als ich mit ihm spreche. Doch trotz einiger Pleiten scheinen alle ganz zufrieden zu sein.

„Magdeburg: 2013 kommen wir wieder! Versprochen!“, versichern die Jungs. Diese Ansage nehmen wir ernst. Montreal freuen sich schon. Magdeburg auch.



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