Puscifer – Musik zwischen Weinfässern

Tool-Frontmann Maynard James Keenan widmet sich weiter hauptberuflich der Weinherstellung, mit dem Musikmachen will er es aber nicht sein lassen. Sein zweites Album unter dem Namen Puscifer fährt zwar weiter er auf dem Experimentierkurs, fabriziert aber keinen Totalschaden wie der Vorgänger. Mehr noch: Stellenweise lässt sich die Klasse von A Perfect Circle erahnen.

Text: Dominik Grittner   Foto: Puscifer

Magdeburg| „Soloalben sind fast immer scheiße“, sagt Benjamin von Stuckrad-Barre. Das weiß auch Maynard James Keenan und aus diesem Grund lädt er sich 14 Gaststars für Conditions of my Parole ein. Wie schon auf V is for Vagina sind die Musiker und ihr Genre so abwechslungsreich wie die Musik an sich: So teilt sich Singer/Songwriterin Carina Round mit Keenan das Mikro, bei anderen Stücken nimmt Jon Theodore (ehemals The Mars Volta) am Schlagzeug Platz.

Dementsprechend schwankt Conditions of my Parole zwischen seichten Gitarrenklängen gemixt mit Industrial-Beats (Horizons) und brachial-anmutenden Nummern (Toma). Alles gepfeffert mit Maynards abgefahrenen Lyrics wie „Goddamn judge found me guilty of public intoxication/ public urination/ and Parole violation/but the CSI couldn’t find the body to corroborate my bullshit story“.

Natürlich: Ein Banjo wie in Tumbleweed wird manchem Hörer zu viel des Guten sein, dagegen sieht man Keenan in The Rapture (Fear is a Mind Killa) die Arme wie ein Messias ausbreiten, wenn er sich nach „Salvation“ sehnt. Und bei Telling Ghosts oder Oceans sind A Perfect Circle nicht mehr weit entfernt. Tatsächlich ergibt dieser Mix ein homogenes Ganzes. Conditions of my Parole klingt weniger wie eine Ansammlung von Songs, die Keenan nach Feierabend mal eben raushaut, sondern folgt mit seinen poppigen Gesangsmelodien und atmosphärischer Dichte einem roten Faden.

Zwar vermisst man seine beiden Hauptbands zu Recht, aber wenn sich Keenan weiter derart zwischen den Weinfässern austobt, sollte das die Sehnsucht etwas lindern. „Soloalben sind fast immer scheiße“? Ja, das stimmt. Aber eben nur fast immer.

 

 

 


1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (10 Stimmen, durchschnittlich: 4,30 von 5)
Loading...

You may also like...

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.