Böse und laute Musik – SFTU 2015

„Böse und laute Musik“ macht Glücklich! Das zumindest zeigt eine neue Studie der California University Also dafür braucht es nun wirklich keine großangelegte Studie. Ein Besuch beim STONED FROM THE UNDERGROUND 2015 in Erfurt hätte für diese Erkenntnis locker gereicht. Durchweg zufriedene und glückliche Menschen sind uns an diesem Wochenende wieder in Hülle und Fülle über den Weg gelaufen.

Text: René Lehmann | Fotos: Fabian Benecke

Aber von Anfang an. Stoned From The Underground 2015 hieß dieses Jahr auch gleichzeitig 15-Jähriges Jubiläum! Oben drauf war die komplette Bude auch noch ausverkauft! Quasi die Kirsche auf den frischgebackenen Brownies.

Am Vortag kam jedoch eine Meldung über den Äther, die der Vorfreude einen kleinen Dämpfer verpasste. STONED JESUS mussten leider, aufgrund von Visa-Schwierigkeiten in der Ukraine, ihren Auftritt absagen. Aber es fand sich schnell ein angemessener Ersatz. WEDGE aus Berlin konnten mit ihrem „High Energy Rock´n Roll + 100µg of heavy psych“ den Ausfall definitiv kompensieren und lockten mit bester Laune und viel Haar-Schüttel-Attitüde die Besucher vor die Festivalbühne.

Das war es dann aber auch gewesen mit „locker lustig“ für den Rest des Abends. Drei Knallerbands gaben sich nun die Klinke in die Hand. Zunächst erlaubten uns DEAD LORD einen tiefen Einblick darin, wie es sein muss in Schweden mit THIN LIZZY und IRON MAIDEN aufgewachsen zu sein. Eine unglaublich gute Show, gepaart mit ebenso gutem 70er Jahre Hard Rock veranlasste viele Besucher dazu schon einmal so richtig schön freizudrehen. Danach zogen sich die Wolken über Schweden aber ganz gewaltig zu – Auftritt GREENLEAF. Stoner Rock von der ganz schweren Sorte. Mit super melodischem Gesang und super knackigen Soli brachten sie auch noch den letzten Festivalbesucher dazu, sich vor die Bühne zu bewegen.

Die Menge kochte jetzt so richtig als der Headliner, unser Highlight des Abends, RADIO MOSCOW die Bühne enterte. Sie selbst geben an, aus „dem Land der 1000 Tänze“, also den Südstaaten zu stammen. Obwohl sie doch eigentlich ein wenig nördlicher, im beschaulichen Iowa beheimatet sind. Doch hier trifft wohl der Spruch „Home is where your heart is“ voll ins Schwarze. Denn das Herz der drei Amerikaner schlägt definitiv für das, was den südlichen Teil Amerikas weltberühmt gemacht hat. Und zwar den Blues! Doch auch die psychedelischen Parts, die an die Pioniere des Rocks, wie Jimi Hendrix, Black Sabbath und Cream erinnern, lassen RADIO MOSCOW zu etwas ganz besonderem werden.

Und schon brach der zweite Tag am Alperstädter See an. Was erwartete uns? Natürlich: gute Musik! Dieses Mal war Legenden-Tag. Mit JOHN GARCIA und NICK OLIVERI standen zwei absolute Urgesteine des Desertrocks auf den Bühnen. Leider konnte NICK OLIVERI in seiner neuen Rolle als Solokünstler das Publikum im Zelt nicht vollends überzeugen. Mit ein paar Songs von KYUSS und QUEENS OF THE STONE AGE vermochte er es aber sich ein paar Pluspunkte bei der „Jury“ zu erspielen. Insgesamt bleibt jedoch die Erkenntnis. Dieses Biest an Bass und Mikrofon, braucht eine große Bühne, um dort mit Band sein volles Potenzial auszuschöpfen. Dies hat wohl auch sein Kumpel und Ex-Bandkollege, der Headliner dieses Tages, JOHN GARCIA erkannt und holte ihn bei seiner Show mit auf die Bühne.

Gemeinsam performten sie mit Greenmachine und Freedom Run zwei Klassiker der Stoner-Rockgeschichte. Das war natürlich ohne Frage das Highlight der Show. Doch auch der Rest des etwa anderthalbstündigen Sets von JOHN GARCIA konnte mit einer Mischung aus Kyuss-, Slo Burn-, Unida-Songs sowie eigenen Nummern voll überzeugen. Highlight des Abends waren jedoch andere. DOZER. Denn wie eine Planierraupe bügelten die Schweden dem Gelände und den Zuschauern mit einer Schallwelle, die ihresgleichen sucht, auch noch die letzte Falte aus dem Gesicht. Extrem schnell und extrem laut, aber eben auch extrem gut. Das macht DOZER für mich nicht nur zum Highlight des Tages sondern zu dem des ganzen Festivals. Des Weiteren waren ELDER und MAMMOTH MAMMOTH mehr als nur sehen- und hörenswert. Die beiden amerikanischen Bands reihen sich direkt hinter DOZER in die Riege der Sattelschlepper an diesem Tag ein.

Und damit wären wir auch schon beim letzten Tag angelangt. Der Samstag brachte alles auf die Bühne, was einem richtig schön die Magengrube durchwühlte. Einstimmung gab es beim Duo POWDER FOR PIGEONS aus Australien und Deutschland, die das Zelt mit trockenem Stoner-/Bluesrock zum Beben brachten. HONEYMOON DISEASE hingegen wussten mit gutem alten 70s-Rock zu überzeugen und anschließend brannten MONOMYTH ein wahres Psychedellic-Feuerwerk auf der Bühne ab. Bereits zum vierten Mal dabei: ROTOR aus Berlin. Mit rein instrumentellem Progessive-Stonerrock schüttelten sie die Nackenmuskulatur all derer wach, die zunächst bei sommerlichen Temperaturen den Tag am See verbummelt haben. Die Ehre zum Abschluss eines Festivals zu spielen, quasi den Schlusspunkt setzen zu dürfen, wurde in diesem Jahr den Stoner-Doom-Legenden ELECTRIC WIZARD zuteil. Die Briten enttäuschten keine Sekunde. Lautstark grollten die Gitarren, der Bass massierte die Seelen, das Schlagzeug vermochte es einem die Eingeweide zu zerschmettern. Und die okkulten Anbetungsgesänge von Frontmann und Gitarrist Jus Oborn ließen keine Zweifel, dass es laut und böse war – die Menge war dementsprechend völlig im Bann des Zauberers!

Wie aus einer Trance gerissen war es dann aber auch schon vorbei. Leider. Irgendwie verfällt man jedes Jahr aufs Neue in einen After-Stoned-Blues. Fast schon wie mit Entzugserscheinungen wünscht man sich 365-Tage Festival. Liebes Orga-Team, dass solltet ihr euch vielleicht mal überlegen! Zum Ende noch ein kleines Fazit: Schweden muss ein verdammt geiles Land sein!

Vielen Dank, dass wir wieder bei euch sein durften! Auf das ihr auch noch die nächsten 15 Jahre ein so großartiges Festival bleibt! Bis nächstes Jahr!
 

 

 

Zusammenfassung
Artikel
Böse und laute Musik - SFTU 2015
Beschreibung
Das Stoned from the Underground 2015 ★ Ein exklusiver Nachbericht vom rockigsten aller Festivals ★ DEIN KULTURMAGAZIN Youngspeech.de
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1 Response

  1. sarahsarahsarah sagt:

    schöne bilder!

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