Thees Uhlmann verzaubert Magdeburg

Wenn der Moritzhof einlädt, sagt auch Thees Uhlmann nicht ab. Der Moritzhof als Wohnzimmer der Stadt verzaubert Musiker und Konzertbesucher. Thees Uhlmann und Band zu Gast im Moritzhof Magdeburg.

Thees UhlmannText: Isabell Redelstorff   Fotos: Juliane Schulze

Magdeburg| Ein frischer Wind zieht über den Moritzhof und während sich die ersten Besucher in kleine Horden mit einem Bier oder Glas Wein in der sonntäglichen Abend-Atmosphäre zusammen finden, steht etwas im Abseits ein blonder Mann mit Zahnlücke und beobachtet zaghaft das gemütliche Treiben. Doch als erste Blicke zu ihm hinüber wandern und ein zartes Gemurmel einsetzt, senkt er fast schüchtern den Blick, verschwindet dann hinter einer grünen Tür und nur noch die Silhouette hinter einem Fenstervorhang bleibt für den Moment.

Nach und nach setzen sich die Beine der Konzertbesucher in Bewegung und finden sich im schummrigen Konzertsaal, der dem herbstlichen Gemüt entsprechend einen entspannten Abend verspricht, ein. Ein säuselnd-süßer Support aus Kanada mit einer zauberhaften Sängerin und zarten Melodien wechselnd zu einem Ausbruch von mitreißenden Instrumentaleinlagen namens imaginary cities animieren charmant und gleichermaßen verlegen. Zwischendurch immer mal wieder ein paar (versucht) deutsche Worte lösen beim Publikum ein sympathisierendes Lächeln aus und die Kanadier freuts.

Die dunklen Locken von Sängerin Marti Sarbit wippen mit lebendigem Eigensinn, wenn sie springt und so nebenbei mit jedem Ton, die Welt ein Stück zu vergessen scheint. Ein feines, eher süßes Musikerlebnis, welches der kommenden Band ein melodisches Fundament bietet, beendet ihr Konzert mit den Worten. „und jetzt kommt gleich Thees Uhlmann und Band“.

Eine kurze Pause erlaubt die leere Glühweintasse wieder aufzufüllen und sich in kurzen Gesprächen über schwankende Skepsis und freudiger Spannung auszutauschen. Die Veranstalter und der Moritzhof beweisen auch an diesem Abend wieder ihr Talent einen Wohlfühlort zu errichten. Mit erwartungsvollem Blick Richtung Bühne wird der blonde, große Mann mit Zahnlücke gesichtet. Ein paar kleine Fältchen mehr dafür einige Haare weniger aber dieses unverwechselbare Charisma, das nur ein Thees Uhlmann ausstrahlt.

Thees UhlmannMit den Worten: “Ich danke euch, dass ihr für uns auf euren Tatortabend verzichtet“, springt der Sänger sofort mit seinem charmantem Witz in den Abend und erntet freudige Zurufe sowie vom klatschen begleitetes Gelächter. Er schnappt sich das Mikrophon mit einer unauffälligen Geste zum Rest der Band – Konzertbeginn mit dem Lied Römer am Ende Roms.

Eine lächelnde Meute tanzt sich gemeinsam durch jedes Lied und zwischendurch ist es fast so, als wenn alle Anwesenden in einem übergroßen Wohnzimmer den wunderbaren Thees Uhlmann zu Gast haben. Keine großen Parolen, keine überambinonierten Worte, eher die kleinen Dinge, das Wesentliche auf das es gilt Acht zu geben, werden von diesem spitzbübischen Mann thematisiert.

Zwischen den Songs erzählt er, wie unter Freunden und ohne Furcht vor einem freien Wortgefecht, von seinem Freund Olli Schulz, letzten Konzerten, dicken Mandeln und seinem Hang zu übersteigerter Schmerzempfindlichkeit. Es ist seine Eigenironie, welche ihm und seinen Liedern diesen Zauber verleiht und so wird jedes kleine technische Problemchen mit Witz und einer Anekdote aus seinem Leben kommentiert.

„Wir haben nicht genug Songs, deswegen spielen wir jetzt ein Lied von einer anderen Band bei der ich Sänger bin – Tomte“, erklärt der Musiker lachend und schon erklingen die ersten Töne von New York und ausnahmslos wird jedes Wort von den Konzertbesuchern mitgesungen.

Mit kindlicher Energie stürmt er bei der verlangten Zugabe zurück auf die Bühne und während sein T-shirt nassgeschwitzt an seinem Körper klebt, singt er enthusiastisch immer noch ein Lied mehr. Zum Abschluss klopft er sich auf die Brust und winkt mit dankbaren Augen dem Publikum zu, dabei ist nicht nur jeder Zuhörer vollends verzückt – Thees Uhlmann wirkt glücklich und tänzelt aus dem Magdeburger Wohnzimmer hinaus.



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1 Response

  1. 10. Dezember 2013

    […] Berlin-Potsdamer Quartett Krogmann. Musikalisch fest eingefasst im Deutschen Pop-Rock ala Kettcar, Tomte oder Kid Kopphausen und Themen voller Melancholie mit Texten über Herz- und Weltschmerz aber auch […]

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