A Whisper in the Noise – Soundtrack für einen imaginären Film

A Whisper in the Noise 2012 klingen so, als hätten sie einen Schritt zurück gemacht, den alten Ansatz aufgegriffen und perfektioniert. Die früheren Vergleiche mit Sigur Rós und Mogwai sind bei „To Forget“ berechtigter denn je. Dabei hat die Band einen verstrickten Werdegang hingelegt, um diesen Sound (wieder) zu finden.

Text: Dominik Grittner  Foto: Exile on Mainstream

Magdeburg| Vom Schulgebäude auf den Bauernhof: Nach dem Erfolg von Dry Land (2007) ordnete Kopf und Gründer West Thordson alles neu, verließ die leerstehende Schule, in der er wohnte und seine Songs aufnahm, und zog in ein Farmhaus irgendwo in Minnesota. Er löste die bestehende Formation von A Whisper in the Noise auf und holte Gründungsmitglied und Violinistin Sonja Larson ins Boot. Da ein Schlagzeuger fehlte, brachte sich Thordson das Trommeln selber bei. To Forget ist ein Neuanfang, eine Neubesinnung, weit abgeschieden von der Welt, irgendwo auf dem Land.

Schon beim gleichnamigen Eröffnungssong wird klar, dass Thordsons Arbeit an Filmmusik sein Schaffen beeinflusst. Ein tiefes Dröhnen zu Beginn, auf dem sich nach und nach Klavier-, Gitarren- und Streichermelodien entfalten. Das Muster für alle Titel auf dem Album. Es steht keine treibende Wut, keine stoßende Dynamik wie auf Dry Land hinter den Songs, nein, auf To Forget wachsen sie langsam, verfolgen stets eine grundlegende melancholische Stimmung.

To Forget ist wie der Soundtrack für einen imaginären Film – die Atmosphäre jeder Szene wird durch einen Song untermalt. Die einzelnen Titel stehen nicht im Vordergrund, das Album ergibt ein Ganzes. In Your Hand sieht der Hörer die aufgehende Sonne über die Getreidefelder Minnesotas, während All my ein Gefühl der Ohnmacht verbreitet, wenn Thordson ins Mikro flüstert: „Oh good Devil, set me free / I’m so tired / I can’t sleep.“ Musik, die man nicht am Samstagabend vor dem Weggehen hört. Man hört sie, wenn man sechs Uhr morgens betrunken nach Hause kommt.

 

 


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