Ein portugiesisches Fussballmärchen

Braga und Porto machen aus Euro Cup Finale „Festa Portuguesa“

Euro League Finale 2011Porto/Braga | Erstmals in der Geschichte des europäischen Clubfußballs bestreiten zwei portugiesische Mannschaften das Finale eines Europa Cups. Der SC Braga stach dabei im Halbfinale Liga-Kontrahent Benfica Lissabon aus. Der FC Porto setzte sich problemlos gegen den FC Villarreal durch.

Das Finale der UEFA Europa League 2010/11 wird zwischen Sporting Braga und dem FC Porto ausgetragen. Niemals zuvor in der Euro-Cup-Geschichte hat es so etwas gegeben. Nicht nur dass beide Mannschaften aus Portugal kommen. Mit rund 50 km handelt es sich bei diesem Spiel um die kürzeste Entfernung zwischen Finalisten in UEFA-Vereinswettbewerben. Somit besitzt diese Partie einen nachbarschaftlichen Charakter.

In der Liga Zon Sagres, der ersten portugiesischen Spielklasse, sind die Messen längst gelesen. Der bisher ungeschlagene Futebol Clube do Porto steht seit dem 25. Spieltag als Meister fest und steht zudem im Finale des portugiesischen Pokals. Die Drachen wie die Portoenser im eigenen Land genannt werden, sind also ganz klar auf Triple-Kurs. Doch auch wenn der SC Braga international bisher noch keine große Nummer ist, werden sie alles daran setzen dem großen Nachbarn ein Bein zu stellen. Der Club aus der viert größten Stadt Portugals konnte sich in den letzten Jahren im oberen Teil der Tabelle festsetzen. Letztes Jahr landete man nach langer Tabellenführung, hinter Benfica und noch vor Porto auf Rang zwei. Auch in diesem Jahr kann die Saison wieder ähnlich gut abgeschlossen werden. Braga liegt zwei Spieltage vor Schluss auf Rang drei, Punktgleich mit dem vierten Sporting Lissabon.

Wenn am 18. Mai in Dublin Porto und Braga aufeinander treffen, wird Porto allerdings als Favorit ins Rennen gehen. Der Club gewann in den letzten 10 Jahren 6 mal die Meisterschaft, 4 mal den Pokal, 1 mal den UEFA-Cup, 1 mal die Champions League und den Weltpokal. Damit gehört Porto zu den erfolgreichsten Mannschaften der Welt. Auf dem Weg ins Finale wurden Clubs wie der FC Sevilla (UEFA-Cup-Gewinner 2006, 2007), CSKA Moskau (UEFA-Cup-Gewinner 2005) und Spartak Moskau ausgeschaltet. Der kolumbianische Stürmer Falcao schoss dabei bis jetzt 16 Tore und löste Jürgen Klinsmann (15 Tore) als Rekordhalter der am meisten geschossenen Tore in einer Europacupsaison ab. Auch die Underdogs aus Braga müssen sich keineswegs verstecken. Sie setzten sich unter Anderem gegen den FC Liverpool und Dynamo Kiew durch und kassierten dabei in der K.O.-Runde nur 4 Gegentore, während Helton, der Keeper des FC Porto 10 mal hinter sich greifen musste. Jedoch bei 22 Toren auf der Haben Seite.

Der außergewöhnliche Erfolg der portugiesischen Mannschaften hat jetzt schon Auswirkungen auf die UEFA-5-Jahreswertung. Die Tatsache, dass mit Porto, Braga und Benfica gleich drei portugiesische Teams im Halbfinale standen, beschert Portugal ab der Saison 2012/2013 einen extra Champions League Platz. Mehr noch; mit dem Einzug beider Teams ins EL-Finale heimst das kleine Land im Südwesten Europas dieses Jahr noch vor England und Spanien die meisten Punkte ein. Dieser Erfolg wirkt sich allerdings nicht nur auf den Sport positiv aus.

Der Fußball gibt dem krisengebeutelten Land neue Zuversicht und auch der Witz ist den Portugiesen nicht abhanden gekommen. Die täglich erscheinende Sportzeitung „A Bola“ fragt: „Europa, können wir mit Toren bezahlen?“ und verweist damit auf den jüngst gestellten Antrag auf EU-Finanzhilfe. João Pedro Mendonça, Sportjournalist beim portugiesischen Rundfunksender RTP, meint: „Für die Menschen in Portugal ist Fußball einfach alles! Wir sind ein Land, das mit wirtschaftlichen Problemen kämpft, aber im Fußball haben wir nie Probleme, da sind sich alle einig!“

Das Finale in der AVIVA-Arena in Dublin sollte trotz oder gerade wegen der derzeitigen Lage Portugals, des Klassenunterschiedes, welcher sich beim Klang der Namen FC Porto und Sporting Braga vermuten lässt, und wegen der Tatsache, dass sich beiden Mannschaften bereits aus dem Effeff kennen, ein ganz besonderes werden. Zumindest wird es eine interessante Abwechslung zum Auftritt des Fußballadels, welcher sich in Form von Barcelona und ManU im Champions League Finale die Ehre gibt.

 

 

Text: Christian Geipel
Grafik: Christian Geipel
Fotos: A Bola & Record

 


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