Trauer um Robert Enke

 

Manche Dinge im Leben kann man einfach nicht begreifen. Einer der sympathischsten Menschen im Deutschen Fußball wählte gestern gegen 18.25 Uhr, den 10. November 2009 den Freitod. Er wurde nahe von seinem Wohnort an einem Bahnübergang in Neustadt am Rübenberge in der Nähe von Hannover von einem Regionalexpress erfasst. Deutschland hat seinen beliebten Nationaltorhüter verloren und ist geschockt. Er hatte sich erst vor kurzem nach einer anfangs rätselhaften Infektion, welche ihn mehrere Wochen lahm legte zurückgemeldet und am vorletzten Spieltag mit einer tollen Leistung im Spiel Hannover gegen Köln sein „Comeback“ gefeiert. Auch im Kampf um das Nationaltor hatte er wieder Mut geschöpft. Kurz nach dem Bekanntwerden seines Todes begannen wilde Spekulationen um das „Warum?“. Die Polizei hat einen Abschiedsbrief von Robert Enke gefunden, in dem er sich bei seinen Angehörigen entschuldigte. Wo sich der Brief befand, wurde jedoch aus Schutz der Angehörigen nicht bekanntgegeben. Er litt unter Depressionen und befand sich deshalb seit seinem Rausflug beim FC Barcelona 2003 in ärztlicher Behandlung.Sein damaliger Trainer bei Fenerbahce, Christoph Daum wusste von seinem psychischen Leiden und empfahl ihm einen Arzt in Köln. Er unternahm alles, damit dies jedoch nie an die Öffentlichkeit gelang. Ein nächster Rückschlag ereilte die Familie Enke vor mehr als 2 Jahren als sie ihre erst 2 Jährige Tochter verloren, sie litt an einem schweren Herzfehler. Robert Enke kannte also auch die Schattenseiten des Lebens. Trotzdessen schenkte er so vielen Menschen mit seiner ermunternden Art immer wieder viel Kraft und Zuversicht. Anscheinend nur sich selber konnte er diese nicht mehr geben.

Robert Enke hat hatte bis dato eine äußerst ansprechende Karriere hinter sich. Seine Anfänge machte er als Feldspieler bei SV Jenapharm Jena, bevor er den Weg ins Tor vom FC Cal Zeiss Jena fand. 1995 begann seine Profikarriere. Ein Jahr später wechselte er zu Borussia Mönchengladbach, um drei Jahre später den Schritt ins Ausland zu wagen. Dort hießen seine Station Benfica Lissabon, FC Barcelona, Fenerbahce Istanbul und CD Teneriffa. 2004 kehrte er nach Deutschland zurück und unterschrieb bei Hannover 96. Dieser Weg war stets von Höhen und Tiefen geprägt, aber besonders diese 5 Jahre im Ausland brachten ihn enorm Erfahrung und reiften ihn als Menschen. Robert Enke war immer ein Mann der klaren Worte ohne dabei extrovertiert oder impulsiv zu wirken. Auch sein ehemaliger Vereinskollege Marcel Ketelaer (32) bei Borussia Mönchengladbach sagte der Presse gegenüber, „Das macht mir Angst…[…]…Ich habe mir mit Robert schon bei der U21 das Zimmer geteilt. Er war immer so viel souveräner als alle anderen dieses Jahrgangs. So viel weiter. Er war so normal, dass es schon fast auffällig war.“ Deutschland verliert einen Ausnahmesportler. Besonders in diesen Stunden gilt es sich nicht auf wilde Spekulationen einzulassen oder eine skurrile non- stop Berichterstattung zu starten, sondern sich einfach nur einen tollen Menschen, Fussballers und Vorbild zu gedenken.

Robert Enke im Stenogramm:
Geboren: am 24. August 1977 in Jena
Gestorben: am 10. November 2009 in Neustadt am Rübenberge
Verheiratet: mit Teresa, eine adoptierte Tochter
Verein: Hannover 96
Frühere Vereine: SV Jenapharm Jena, Carl Zeiss Jena, Borussia Mönchengladbach, Benfica Lissabon, FC Barcelona, Fenerbahce Istanbul, CD Teneriffa
Erstes Länderspiel: 28. März 2007 in Duisburg gegen Dänemark (0:1) Länderspiele: 8 (0)
Bundesligaspiele: 196 (0). – 1. Liga Portugal: 77 (0). – Primera Division: 1 (0). – 1. Liga Türkei: 1 (0)
Größte Erfolge: Dritter Platz 2000 in der portugiesischen Liga mit Benfica Lissabon.

 

Text:  Andreas Lilienthal


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2 Responses

  1. Danny sagt:

    Da haben sich paar kleine Fehler eingeschlichen Andy. Die bakterielle Infektion hatte er nach 6 Wochen überwunden, nicht nach Monaten. Sein Comeback feierte er nicht am letzten Spieltag gegen den HSV, sondern schon einen Spieltag zuvor in Köln. Warum er sich umbrachte ? Weil er krank war. Wie ca. 4 Millionen andere depressive Deutsche. Gruß Danny

  2. admin sagt:

    Hey Danny, habe die kleinen Schnitzer korrigiert. Zu dem Warum wollte ich gestern früh (zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels) noch keine Stellung nehmen, da noch keine abschließende Pressemeldung herausgegeben wurde. Der Artikel wurde jedoch nun aktualisiert und auf den aktuellen Stand gebracht.
    Gruß Andi

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