Deutscher Meister im American Football gekrönt
11.711 Zuschauer sahen am Samstag ein offensiv geführtes Football-Finale in der MDCC-Arena. Die Schwäbisch-Hall Unicorns entthronten den Titelverteidiger Kiel Baltic Hurricanes nach einem wahren Herzschlagfinale.
Text: Dominik Grittner, Fotos: Dominik Grittner, Pressebilder German Bowl
Magdeburg| In Amerika gibt es eine Redewendung, die sehr gern im Zusammenhang mit dem Superbowl auftritt: Can it live up to the hype? Beim 33. German Bowl bemühten sich die Veranstalter um amerikanische Eventverhältnisse, verursachten einen solchen Hype: Die Hermes House Band zum Einstimmen, Flammenpyros beim Einmarsch der Spieler, deutsche Nationalhymne vor dem Anpfiff, über 200 tanzende Cheerleader – das ganze Programm eben.
Das ist schön und das macht Laune, letztendlich kommt es aber auf die Qualität des Spiels an: Wird es zu einseitig geführt? Erstickt zu starkes Defensivverhalten den Spielfluss im Keim? Zieht das eingeschlafene Publikum das Spiel herunter?
Keine dieser Bedenken traf zu. Die German Bowl Debütanten Schwäbisch-Hall Unicorns und die Vorjahresmeister Kiel Baltic Hurricanes lieferten sich einen offenen Schlagabtausch mit zahlreichen Trickspielzügen und Pässen quer über das Spielfeld. Bis zur wortwörtlich letzten Sekunde war nicht abzusehen, wer den goldenen Pott mit nach Hause nimmt. Und die Fans beider Teams, allen voran die über 1000 mitgereisten Schwäbisch-Haller, verwandelten die MDCC-Arena in einen Hexenkessel.
Bereits nach den ersten sechs Minuten konnten die Unicorns zwei Touchdowns werfen und hätten sich mit ihrer durchdachten Taktik absetzen können, doch die Defense der Kieler blieb hart: So konnten sie zwei Interceptions, also zwei Ballgewinne, erzielen und Punkte gutmachen. Zur Halbzeit stand es – bezeichnend für das ausgeglichene und rasante Spiel – unentschieden mit 20:20.
Auch in der zweiten Hälfte gaben die beiden Mannschaften Gas, wobei die Offensiven beider Teams weitaus stärker agierten als die schwachen Defensiven. Dadurch sahen die Besucher das punktstärkste Finale in der Geschichte des German Bowls. Die Führung wechselte im Spielverlauf einige Male, die Angriffstaktiken beider Mannschaften gingen voll auf. Während des gesamten Spiels fiel nur ein Field Goal.
Bis zur letzten Minute führten die Kiel Baltic Hurricanes mit 44:41, als Unicorn-Quarterback Aaron Boehme den entscheidenden Touchdown für die Süddeutschen lief. Das letzte Aufraffen Kiels war vergebens, denn kurz vor der gegnerischen Endzone lief die Zeit ab. Die Schwäbisch-Hall Unicorns gewannen mit einem Endstand von 48:44 zum ersten Mal den German Bowl. Seit 1993 ist es erstmals eine süddeutsche Mannschaft, die als Deutscher Meister nach Hause fahren darf.
Mit diesem schnell geführten und intensiven Finale hat sich der German Bowl ganz klar als Sporthighlight empfohlen. Neulinge wie Kenner des American Footballs dürfte dieser Thriller begeistert haben, womit im nächsten Jahr noch mehr Besucher in der MDCC-Arena erwartet werden dürften. Oder, um es wie der Amerikaner auszudrücken: It lived up to the hype.